Österreicher vor Hurrikan: "Wir sind vorbereitet"

Mit mehr als 300 km/h fegt der Wirbelsturm durch die Karibik in Richtung Kuba und Florida. Mindestens 17 Menschen kamen bisher ums Leben. Auch in Georgia wurden bereits Evakuierungen angeordnet.

"Es ist eine halbe Meile von uns bis zum Wasser", sagt die gebürtige Steirerin Barbara Dolleschal. "Und der Hurrikan wird genau bei uns durchgehen." Ihr Haus hat die Familie aus Österreich mittlerweile verbarrikadiert mit Blech vor den Fenstern. Jeden Tag stehen Dolleschal und ihr Wiener Ehemann Andreas um fünf Uhr in ihrer Heimat Cape Coral an der Ostküste Floridas auf und beobachten die Wetterberichte. Zunächst gab es noch Hoffnung, dass "Irma" östlich vorbeizieht, doch die aktuellen Meldungen werden von Tag zu Tag eher bedrohlicher. Zumindest eine gute Nachricht gibt es: Der Hurrikan wurde auf Stufe vier heruntergestuft. Dennoch haben viele Geschäfte bereits geschlossen, die Inhaber sind Richtung Norden gefahren.

37 Millionen Betroffene

Nach Schätzungen der Vereinten Nationen könnten in den kommenden Tagen bis zu 37 Millionen Menschen von den Auswirkungen des Sturms betroffen sein, etwa die Hälfte davon in Florida. Eine Million davon haben eine direkte behördliche Anweisung bekommen, ihr Haus zu verlassen.

Der Energieversorger Florida Power & Light nimmt wegen des heranziehenden Wirbelsturms vorsorglich zwei seiner Atomkraftwerke vom Netz.

Zwei Autobahnen führen aus Florida hinaus in den sicheren Norden, etwa nach Georgia: "Die Straßen sind zu, es fahren immer mehr Leute", berichtet Dolleschal (Bild unten). "Wir haben von Leuten, die unterwegs waren, gehört, dass sie auf einer Strecke von normalerweise vier Stunden tatsächlich bis zu zehn Stunden gebraucht haben und sprichwörtlich fest stecken."

Österreicher vor Hurrikan: "Wir sind vorbereitet"
Hurrikan, Dolleschal

Auch deshalb wollen viele Nachbarn ausharren: "Wir sind auf der etwas besseren Seite des Hurrikans." Sicherheitshalber haben sie die Schokolade im Lager aber mit Eis gesichert, falls der Strom ausfällt. Die Steirerin ist Generalimporteurin für Zotter-Schokolade.

Die Familie hat ihr Haus nun hurrikansicher gemacht und möchte darin ausharren: "Wir sind gut vorbereitet. Mittlerweile ist die Gefahr zu groß, auf der Evakuierungsroute stecken zu bleiben." Das Problem ist außerdem, dass es auch im Ausweichstaat Georgia bereits Evakuierungs-Aufforderungen gibt. Die Nachbarn etwa wollten dorthin zu Verwandten und die liegen nun selber in einer Evakuierungszone.

Unter der Treppe

"Wir sind aber weit weg von Panik. Wir bleiben im sichersten Raum unter der Treppe", sagt die Steirerin. "Die gleichen Vorbereitungen haben wir 2012 gemacht, damals ist ,Isaak‘ aber zwei Tage vorher in den Golf abgezogen."

In Florida wird die Lage durchaus auch mit Humor genommen. Während manche in Panik geraten, backen einige Torten. Im Internet werden dann die schönsten "Hurrikan-Irma-Kuchen" präsentiert. Einige davon sind wirklich kreativ. Auch wurde auf Bildern geraten, dass alle in Florida ihre Ventilatoren gen Osten stellen sollen, damit der Hurrikan nur vor der Küste vorbeizieht.

Österreicher vor Hurrikan: "Wir sind vorbereitet"
A worker covers the windows of a restaurant with plywood in preparation for Hurricane Irma in Miami Beach, Florida, U.S., September 7, 2017. REUTERS/Bryan Woolston TPX IMAGES OF THE DAY
Inzwischen rüstet sich der gesamte Bundesstaat gegen "Irma". Besonders auf der Südspitze, bei den weltberühmten Keys, drohen Verwüstungen. "Wenn Sie dort sind, dann müssen sie da jetzt weg", lautete die eindringliche Warnung auf CNN.

Die Flughäfen Miami, Orlando und Fort Lauderdale, alle drei gehören zu den 21 größten Flughäfen des Landes, werden erst so spät wie möglich geschlossen.

Wie am Freitag bekannt wurde, hatte die Crew des Flugs FDL431 von Delta Air am Mittwoch einen waghalsigen Ausflug in die Karibik unternommen. Während der Sturm Puerto Rico und seine Nachbarinseln ansteuerte, startete auch die Delta-Maschine von New York nach San Juan, die Hauptstadt Puerto Ricos. Andere Airlines kehrten aufgrund der Sturmwarnung um oder wählten eine andere Route – nicht so das Team von Delta-Air.

Delta Air flog in Sturm

"Wir haben die besten Meteorologen der Branche", sagte Erik Snell, Leiter der Kommandozentrale von Delta Air Lines, im Gespräch mit der Washington Post. Mithilfe des Teams gelang es den Piloten an Bord, das Flugzeug sicher nach San Juan zu bringen. Und von dort mit neuen Passagieren an Bord die Rückreise anzutreten. Satellitenbilder von Flightradar24 zeigen, wie knapp die Piloten an dem Sturm vorbeiflogen, als alle anderen Flieger schon umgedreht hatten.

Auf den zerstörten Karibikinseln kommt es zu Plünderungen in verlassenen Häusern. Die Franzosen und Niederländer sind alarmiert. Auch weil sich schon der nächste Hurrikan ankündigt: "Jose", der derzeit hinter "Irma" im Atlantik seine Bahnen zieht, wurde in der Nacht zum Freitag vom Hurrikanzentrum auf Stufe drei hochgesetzt. Er befand sich zu diesem Zeitpunkt mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 195 Kilometern pro Stunde rund 955 Kilometer östlich der Kleinen Antillen. Er soll die Inseln Antigua und Barbuda demnächst erreichen.

Vor allem Barbuda wurde durch Irma schwer verwüstet. Im Golf von Mexiko wütet zudem der Tropensturm "Katia", der noch auf Kategorie eins eingestuft ist. Es wird erwartet, dass "Katia" am Wochenende auf die Küste des mexikanischen Bundesstaats Veracruz treffen und dort heftige Regenfälle und Sturmböen auslösen wird. Nur 200 Kilometer vom Erdbebengebiet entfernt.

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