Obamas Trumpf ist sein Gegner Romney

Obamas Trumpf ist sein Gegner Romney
Herausforderer Romney steigt von einem Fettnäpfchen ins nächste, doch auch Obama kann die Begeisterung der Amerikaner nicht so recht entfachen.

Präsident Barack Obama schneidet nun auch bei den Gruppen schlechter ab, bei denen er vor vier Jahren massiv gepunktet hat – den jungen Wählern, den Frauen und den Afro-Amerikanern. Manche sind von seiner ersten Amtszeit enttäuscht, viele haben die Begeisterung schlicht verloren.

"Es wird nie wieder wie 2008 werden", sagt Dan Greenland, ein hoch gewachsener, nachdenklicher 26-Jähriger. Er hat gerade sein Magisterstudium der Internationalen Beziehungen an der Eliteuniversität Johns Hopkins in Washington begonnen. Vor vier Jahren war es eine historische Wahl, erinnert er sich. "Die Rassentrennung war nur eine Generation von uns entfernt. Es gab so viel Aufregung um die Wahl des ersten schwarzen Präsidenten. Obama sprach in seinen Reden über den Aufbau der Nation", erklärt Greenland.

"Obama hat uns auch das Gefühl gegeben, dass unsere Meinung zählt", meint Rose Marks, eine 25-Jährige Studienkollegin von Greenland. Jetzt sei sie weniger gespannt auf die kommende Wahl, sagt die Studentin. Enttäuschung schaut aus ihren Augen.

Junge für Obama

Obamas Trumpf ist sein Gegner Romney

Greenland und Marks kommen aus einer besonderen Wählergruppe – den Jungen, die meist abseits der US-Wahlkämpfe bleiben und bei Meinungsforschern als eher unzuverlässig gelten. 2008 ist es Obama gelungen, diese Gruppe für sich zu begeistern. "Meistens spricht niemand diese Gruppe an. Damals gab es aber eine Bewegung, um die Jungen in die Wahl einzubinden", sagt Marks. Laut Meinungsforschungsinstitut Gallup bekam Obama 2008 61 Prozent der Stimmen bei den Wählern unter 30 Jahre. Sein damaliger Gegner, der republikanische Senator John McCain, lag mit 39 Prozent deutlich hinter ihm.

Auch in dieser Wahl nimmt der amtierende Präsident die jungen Amerikaner ins Visier und besucht sie etwa direkt auf der Uni. Trotzdem ist seine Popularität unter ihnen mit 59 Prozent der Stimmen im Vergleich zu 2008 gesunken, sieht man aus der neuesten Gallup-Umfrage.

Marks und Greenland sind nicht so sehr persönlich von Obama enttäuscht als vom politischen Prozess im Land. Beide werden aber den amtierenden Präsidenten wieder wählen. "Ich glaube, es gab doch viel Fortschritt, wie etwa bei der Gesundheitsreform. Wir waren das einzige westliche Land ohne allgemeine Gesundheitsversicherung", sagt Greenland. Wie viele ihrer Altersgenossen wird Marks im November nicht so sehr "für" Obama als "gegen" Romney abstimmen.

Sharon Russel, eine 51-jährige Afro-Amerikanerin, ist auch von Obama enttäuscht, sagt sie, während sie einen wässrigen amerikanischen Kaffee in ihrem Wohnzimmer in einem Washingtoner Vorort trinkt.

Zu nett zu Republikanern

Russel, die Dreadlocks trägt und um zehn Jahre jünger aussieht, war in der internationalen Marketingleitung eines großen US-Plattenlabels für Jazzmusik. 2008 hat sie ihren Job wegen Restrukturierungen verloren und ist immer noch arbeitslos. Mit Obama ist sie aber nicht wegen ihrer persönlichen Situation oder der maroden Wirtschaftslage unzufrieden. "Ich bin von ihm enttäuscht, weil er mit der republikanischen Opposition härter umgehen sollte. Stattdessen hat er versucht, mit denen Ball zu spielen", so Russel. Wie viele andere Obama-Anhänger gibt sie die Schuld für die jetzige Lage nicht direkt seiner Regierung, sondern den Auseinandersetzungen im Kongress, wo sich Demokraten und Republikaner gegenseitig blockieren.

Sam, ein 50-jähriger Verkäufer am Washingtoner Fischmarkt, wird trotzdem wieder Obama wählen. Er glaubt nicht, dass der Präsident an der schlechten Wirtschaftslage Amerikas schuld ist. Das sei sein Vorgänger George W. Bush: "Es ist, wie ein brennendes Auto zu haben, Obama die Schlüssel zuzuwerfen und ihm zu sagen: ,Fahr du weiter!`."

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