Obama fordert internationales Vorgehen

Polizei- und Militärexperten der USA wurden nach Nigeria entsandt.

Angesichts der Entführung von mehr als 200 Schülerinnen in Nigeria hat US-Präsident Barack Obama ein international abgestimmtes Vorgehen gegen die Islamistengruppe Boko Haram gefordert. Notwendig sei eine "internationale Mobilisierung" gegen diese "Terrororganisation", sagte Obama am Dienstag (Ortszeit) dem Fernsehsender ABC.

Polizei- und Militärexperten der USA wurden ihm zufolge nach Nigeria entsandt, um die entführten Mädchen zu finden. Boko Haram hatte sich am Montag zu der Entführung von mehr als 200 Schülerinnen in Nigeria bekannt. Die Mädchen waren vor drei Wochen aus ihrer Schule im Nordosten des Landes verschleppt worden. Boko-Haram-Chef Abubakar Shekau kündigte in einem Video den "Verkauf", die "Versklavung" und die "Zwangsverheiratung" der Mädchen an. Am am Dienstag wurde bekannt, dass mutmaßliche Boko-Haram-Kämpfer im Nordosten Nigerias am Sonntag acht weitere Mädchen entführt haben.

Dieses Verbrechen sei "abscheulich", sagte Obama ABC. Aber dies könne "das Ereignis sein, das hilft, die gesamte internationale Gemeinschaft dazu zu bringen, etwas gegen diese entsetzliche Organisation zu tun". Der US-Senat verurteilte in einer Resolution das Vorgehen der Islamisten. Die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton sagte bei einem Besuch in Washington, das Schicksal der Mädchen habe "alle" entsetzt.

Die USA hätten nun bereits "ein Team nach Nigeria geschickt", sagte Obama. Es solle herausfinden, "wo diese Mädchen sein könnten, und ihnen Hilfe zu bringen". Die Gruppe bestehe aus Spezialisten von "Militär, Polizei und anderen Behörden". Auch Großbritannien sagte "praktische Hilfe" bei der Suche nach den Mädchen zu.

Der nigerianische Präsident Goodluck Jonathan hat das Hilfsangebot der US-Regierung inzwischen offiziell angenommen. Jonathan habe dies bei einem Telefonat mit dem amerikanischen Außenminister John Kerry deutlich gemacht, hieß es am Dienstagabend in einer Mitteilung von Regierungssprecher Reuben Abati.

Die islamistische Terrorgruppe Boko Haram hat in Nordnigeria erneut mehrere Schülerinnen entführt. Die acht Mädchen seien am Dienstag aus dem Dorf Waranbe im Bundesstaat Borno verschleppt worden, berichtete die Zeitung Sahara Reporters. Gleichzeitig hätten die Islamisten in der Nähe der Grenze zu Kamerun mehrere Kontrollstellen von Polizei und Militär angegriffen.

Vor drei Wochen hatten die Extremisten mehr als 200 Mädchen aus einer Schule in dem Ort Chibok verschleppt, von denen bis heute jede Spur fehlt. Die überwiegend christlichen Opfer werden häufig als Sexsklavinnen missbraucht. Boko-Haram-Chef Abubakar Shekau hatte erst am Montag in einem Bekennervideo erklärt, er werde die Mädchen "verkaufen".

Die USA und Großbritannien wollen nun bei der Suche nach den Mädchen helfen. Washington werde relevante Geheimdienstinformationen mit Abuja austauschen, sagte ein US-Behördenvertreter am Montag (Ortszeit) dem Fernsehsender CNN. Zudem hat das Weiße Haus die Entsendung einer Expertengruppe angeboten, sowie die Einrichtung eines Krisenzentrums in der US-Botschaft in Abuja.

Keine Spur

Die ursprünglich als Sekte ins Leben gerufene Terrorgruppe Boko Haram - der Name bedeutet etwa "westliche Bildung ist verboten" - will im Norden Nigerias einen Gottesstaat errichten. Die Regierung von Präsident Goodluck Jonathan wirkt völlig machtlos im Kampf gegen die Extremisten, die immer wieder Anschläge verüben. Seit 2009 hat Boko Haram mehr als 6.000 Menschen getötet. Allein bei einem Anschlag in einem Busbahnhof in der Hauptstadt Abuja Mitte April kamen mehr als 100 Menschen ums Leben. Jonathan hatte erst am Sonntag in einer Fernsehansprache zugegeben, dass seine Streitkräfte trotz wochenlanger Suche bisher keine Spur von den Schülerinnen haben.

Boko Haram: Die "Taliban Nigerias":

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