Notstand: Situation in Venezuela spitzt sich zu

In Caracas kam es wegen der Unterversorgung des Landes zu Tumulten. Die Regierung Maduro antwortet mit Tränengas.

In Venezuela sind Sicherheitskräfte mit Tränengas gegen aufgebrachte Demonstranten vorgegangen. "Wir wollen Essen" riefen Hunderte am Donnerstag auf dem Weg zum Sitz des Präsidenten im Zentrum der Hauptstadt Caracas. Soldaten der Nationalgarde stellten sich ihnen in den Weg und die Polizei sperrte eine Hauptverkehrsstraße ab. Es kam zu Tumulten.

Augenzeugen zufolge entwickelten sich die Proteste spontan aus den langen Schlangen vor den Geschäften heraus. Einige Personen versuchten einen Lastwagen mit Lebensmitteln in ihre Gewalt zu bringen. "Wir sind hungrig und müde", sagte ein Frau in dem der Opposition nahestehenden TV-Sender Vivoplay. "Ich warte hier seit acht Uhr in der Früh. Es gibt keine Nahrungsmittel mehr in den Geschäften und Supermärkten."

Notstand: Situation in Venezuela spitzt sich zu
Venezuela's President Nicolas Maduro speaks during his weekly broadcast "En contacto con Maduro" (In contact with Maduro) at the Miraflores Palace in Caracas, Venezuela, May 31, 2016. Miraflores Palace/Handout via REUTERS ATTENTION EDITORS - THIS IMAGE WAS PROVIDED BY A THIRD PARTY. EDITORIAL USE ONLY.

Wirtschaftskrise

Venezuela steckt in einer schweren Wirtschaftskrise und bekommt die niedrigen Ölpreise massiv zu spüren. Die Bevölkerung leidet unter Lebensmittelknappheit und einer extremen Inflation. Der Strom fällt immer wieder aus. Präsident Nicolas Maduro verhängte den Notstand. Der Widerstand gegen den Sozialisten wächst und Protestkundgebungen häufen sich. Die Regierung beschuldigte die Opposition, die erneuten Proteste initiiert zu haben. Die Sicherheitskräfte hätten die Lage aber unter Kontrolle.

"Jeden Tag mobilisieren sie brutale Gruppen, die auf den Straßen Gewalt provozieren", sagte Maduro am Donnerstag auf einer Kundgebung. Er macht die Ölpreise und einen Wirtschaftskrieg seiner Feinde für die desolate Lage in dem ölreichen OPEC-Land verantwortlich. Eine Erholung der Ölpreise ist nicht in Sicht. Die OPEC-Staaten konnten sich am Donnerstag erneut nicht auf eine gemeinsame Obergrenze für die Produktion einigen.

Die Opposition, die über die Mehrheit im Parlament verfügt und sich im Bündnis MUD zusammengeschlossen hat, fordert ein Referendum über Maduros Absetzung. Umfragen zufolge befürwortet eine Mehrheit der Venezolaner den Rücktritt des Präsidenten.

Notstand: Situation in Venezuela spitzt sich zu
Venezuelans demonstrates against medicine shortages in Caracas on April 13, 2016. The medical profession of Venezuela denounced a "holocaust of health" due to the shortage of medicines and hospital supplies. The sign reads "In honor of truth... there are no drugs". / AFP PHOTO / JUAN BARRETO
Das Regierungslager, das die meisten Staatsinstitutionen kontrolliert, lehnt eine Volksabstimmung jedoch strikt ab. Derzeit warten die Venezolaner auf eine Entscheidung der Wahlbehörden darüber, ob die Opposition ihre Bemühungen um ein Referendum fortsetzen darf.

Unterdessen setzt sich Brasilien Regierungskreisen zufolge dafür ein, die Stellung von Maduro auf dem Kontinent zu schwächen. Das Land will verhindern, dass der Präsident von Venezuela in diesem Monat den Vorsitz in dem südamerikanischen Handelsblock Mercosur übernimmt, wie ein Berater von Übergangspräsident Michel Temer zu Reuters sagte. Das Büro von Temer dementierte solche Pläne jedoch.

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TOPSHOT - Security forces clash with people trying to reach Miraflores presidential palace to protest against the severe food and medicine shortages, in Caracas on June 2, 2016. Venezuelans face long lines at supermarkets tightly guarded by nervous soldiers, bare shelves and soaring prices inside, a dysfunctional health care system short on basic medications and supplies, daily power cuts of four hours across most of the country, and a government that only operates two days a week to save electricity. / AFP PHOTO / JUAN BARRETO

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