Überlebende wollen ins Parlament

Überlebende wollen ins Parlament
Utøya: Bei den Wahlen treten 27 Jusos an, die Attentat überlebten.

Jemand versuchte mich für etwas zu töten, an das ich glaube. Also werde ich dafür erst recht kämpfen“, sagt Vegard Groeslie Wennesland. Der 29-Jährige hat nichts von seinem Idealismus verloren. Er will bei den Parlamentswahlen, die Norwegen im September abhält, kandidieren. Wennesland ist einer von 27 jungen Sozialdemokraten, die Anders Behring Breiviks Anschlag auf der Insel Utøya überlebt haben und nun ein politisches Amt anstreben.

Wennesland hatte sich am Tag des Massenmords im Juli 2011 zusammen mit seinen Freunden in einer Holzhütte verbarrikadiert und war unter ein Bett gekrochen. Breivik erschoss währenddessen 69 Menschen auf der Insel, wo die Jugendorganisation der Partei ihr Sommerlager abhielt. Nur Stunden zuvor hatte er in der Innenstadt Oslos eine Autobombe hochgehen lassen, der acht Menschen zum Opfer fielen.

Glaube in die Demokratie gestärkt

Breivik wollte die nächste Generation linker Politiker treffen. Doch erreicht hat er das Gegenteil. Diese Generation hätte „ihren Glauben an die Demokratie und den Rechtsstaat bestätigt“, sagt Gunn Karin Gjul, eine Parlamentarierin der Arbeiterpartei zu Reuters. „Sie hätten auch fragen können, wieso Norwegen keine Todesstrafe hat, wieso Breivik nicht härtere Haftbedingungen erfährt, sie hätten auch verbittert sein können oder aggressiv“. Doch stattdessen sei ihr Glaube in die Demokratie gestärkt worden.

Es sind die ersten Parlamentswahlen seit dem Anschlag. Nicht alle der 27 Jusos werden auch ein Mandat erhalten, doch drei haben einen vielversprechenden Platz auf der Liste. Für Wennesland ist es eine Premiere mit gemischten Gefühlen. Er ersetzt als Chef der Osloer Jugendorganisation Haavard Vederhus, mit dem er befreundet war. Vederhus überlebte das Sommerlager auf Utøya nicht.

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