Nordkorea spioniert offenbar US-Raketenabwehrsystem aus

In einem grenznahen Wald gefundene Drohne (Archivbild)
Abgestürzte Aufklärungsdrohne in Wald nahe Grenze entdeckt. Das mit einer Kamera ausgestattete Flugobjekt habe zehn Aufnahmen des Abwehrschirms THAAD gemacht.

Nordkorea setzt nach Angaben Südkoreas offenbar auf den Einsatz von Drohnen, um ein im Land stationiertes US-Raketenabwehrsystem auszuspionieren.

Eine vermutlich aus Nordkorea stammende Drohne habe zehn Aufnahmen des Abwehrschirms THAAD gemacht, so das südkoreanische Militär am Dienstag. Das mit einer Kamera ausgestattete Flugobjekt sei vergangene Woche in einem grenznahen Wald gefunden worden.

Erst vergangene Woche war eine Aufklärungsdrohne in einer gebirgigen Region im Nordosten Südkoreas gefunden worden. Ein Militärvertreter kündigte Schritte gegen den Drohneneinsatz an. Nordkorea verfügt früheren UN-Angaben zufolge über etwa 300 unbemannte Fluggeräte. Darunter seien sowohl Kampf- als auch Aufklärungsdrohnen.

Vor wenigen Wochen hatten südkoreanische Grenzsoldaten wegen eines "unbekannten Flugobjekts" nahe der Grenze Warnschüsse abgegeben. Später hieß es, es habe sich möglicherweise bloß um ein mit Propagandamaterial gefüllten Ballon aus Nordkorea gehandelt. Die Spannungen auf der koreanischen Halbinsel haben sich nach zwei Atomtests sowie zahlreichen Raketentests durch Nordkorea seit dem vergangenen Jahr deutlich erhöht.
Nordkorea spioniert offenbar US-Raketenabwehrsystem aus
In a photo taken on June 2, 2017 Korean People's Army (KPA) soldiers stand guard on the Northern side of the military demarcation line separating North and South Korea, before South Korea's 'Freedom House' (C) at the Joint Security Area (JSA) near Kaesong. / AFP PHOTO / Ed JONES
Angesichts der wachsenden Bedrohung durch Nordkorea hatten sich Südkorea und die USA vergangenes Jahr auf die Stationierung des amerikanischen Raketenabwehrsystems THAAD (Terminal High Altitude Area Defense) etwa 250 Kilometer von der Grenze zu Nordkorea entfernt verständigt. Bis Ende diesen Jahres sollte das System einsatzbereit sein.

In China stieß der Plan auf scharfe Kritik, weil das THAAD-Radarsystem auch weit in die Volksrepublik reicht. Das Waffensystem soll Kurz- und Mittelstreckenraketen abwehren und diese auch außerhalb der Erdatmosphäre zerstören können. Trotz immer neuer UN-Sanktionen und wachsender Spannungen mit dem Westen testete Nordkorea zuletzt mehrfach Raketen.

Die Atomkraft ist weltweit auf dem Vormarsch. 20 neue Reaktoren seien in den vergangenen zwei Jahren ans Netz gegangen, sagte der Direktor der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Yukiya Amano, am Montag in Wien.

Damit produzierten in 30 Ländern 449 Reaktoren die größte bisher installierte Leistung von 392 Gigawatt. 60 Reaktoren seien im Bau, vor allem in Asien, bilanzierte Amano zum Auftakt des Gouverneursrats der IAEA. "Sie werden den Ländern bei ihrem Energiebedarf helfen und auch beim Versuch, die Treibhausgase weiter zu verringern." Diese Entwicklung verdeutlicht den energiepolitischen Sonderweg Deutschlands, wo bis 2022 alle Atomkraftwerke stillgelegt werden.

Amano zeigte sich vor dem Gremium von 35 Mitgliedsstaaten darüber hinaus tief besorgt über das Nuklearprogramm Nordkoreas. Das abgeschottete Land verfügt über Atombomben und arbeitet an Langstreckenraketen dafür.

Nordkorea solle seine internationalen Verpflichtungen erfüllen und endlich wieder mit der IAEA kooperieren, forderte Amano. Die Organisation werde sich jedenfalls auf den Zeitpunkt vorbereiten, an dem sie wieder Zutritt bekomme. "Ich will die Fähigkeit der IAEA stärken, in Fragen der Verifikation des nordkoreanischen Atomprogramms eine entscheidende Rolle zu spielen", kündigte Amano an. Auf die bisher problemlose Überwachung des Atomprogramms des Iran ging der IAEA-Chef nur beiläufig ein. Die IAEA kontrolliert weltweit die zivile Nutzung der Atomkraft.

Bei seinem jüngsten Raketentest hat Nordkorea nach eigenen Angaben einen neu entwickelten Marschflugkörper gezündet. Die Raketen seien eine "mächtige" Waffe, um Angriff feindlicher Kriegsschiffe abzuwehren, meldete die amtliche Nachrichtenagentur KCNA am Freitag. Der Test sei "erfolgreich" verlaufen, die vor der Ostküste Nordkoreas schwimmenden Ziele seien von den Raketen getroffen worden.

Nordkorea hatte am Donnerstag nach Angaben des südkoreanischen Verteidigungsministeriums mehrere Kurzstreckenraketen angefeuert, die nach 200 Kilometer Flug ins Japanische Meer gestürzt seien.

Nordkorea hatte die internationale Gemeinschaft zuletzt mehrfach mit Raketentests provoziert. Pjöngjang verstößt damit gegen Sanktionen des UNO-Sicherheitsrats. Vor einer Woche weitete das höchste UNO-Gremium die Strafmaßnahmen gegen den isolierten Staat aus.

Seit 2006 nahm Nordkorea nach eigenen Angaben fünf Atomwaffentests vor, davon zwei im vergangenen Jahr. Zugleich arbeitet die Führung in Pjöngjang an der Entwicklung von Langstreckenraketen, mit denen atomare Sprengköpfe bis in die USA getragen werden könnten.

Die Europäische Union weitet ihre Sanktionen gegen Nordkorea aus. 14 weitere Personen und vier weitere Einrichtungen wurden mit Strafmaßnahmen belegt, wie der Ministerrat am Donnerstag mitteilte. Es wurden Reisebeschränkungen verhängt, Vermögen sollen eingefroren werden.

Die EU folgt damit Vorgaben der Vereinten Nationen wegen der Raketen- und Atomwaffentests des kommunistisch regierten Landes. Zu den Sanktionen gehören auch Handelseinschränkungen.

Inzwischen sind 53 Einzelpersonen und 46 Institutionen nach UNO-Vorgaben von Beschränkungen betroffen. Die EU hat die Liste selbst um 41 Personen und sieben Einrichtungen erweitert.

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