Nordkorea erweitert seine Straflager

Nordkorea erweitert seine Straflager
Satelliten-Fotos zeigen Erweiterungen der Anlagen, in denen hunderttausende Menschen interniert sein sollen.

Offiziell gibt es sie ja nicht - auf Satellitenbildern sind sie allerdings recht deutlich zu sehen: Nordkorea baut nach einem Bericht von Amnesty International seine Straflager aus. In einem am Donnerstag veröffentlichten Bericht zeigt die Menschenrechtsorganisation Satellitenfotos der beiden großen Lager 15 im Norden und 16 im Süden des Landes. Außerdem kommen Augenzeugen zu Wort, darunter ein ehemaliger Lagerwachmann - was eine Seltenheit ist.

Nordkorea streitet die Existenz der Lager für politische Häftlinge seit jeher ab. Unabhängigen Schätzungen zufolge sind in dem abgeschotteten Land jedoch zwischen 100.000 und 200.000 Menschen interniert.

Die von Amnesty vorgelegten Fotos entstanden in einem Zeitraum von zwei Jahren zwischen 2011 und 2013. Die Auswertung habe ergeben, dass das Lager 16 in dieser Zeit vergrößert worden sei. Es seien deutlich erkennbare neue Wohnbaracken dazu gekommen. Zudem gebe es klare Anzeichen für Arbeitsaktivitäten.

Dreimal so groß wie Washington

Das Lager 16 ist nach Angaben von Amnesty 560 Quadratkilometer groß; das entspricht in etwa der dreifachen Größe der US-Hauptstadt Washington. Rund 20.000 Menschen seien dort eingesperrt.

Nordkorea erweitert seine Straflager
epa03977377 A handout comb image made available by Amnesty International on 05 December 2013 showing four satellite images of political prison camp (Kwanliso) 15, taken on 26 March 2011, 22 February 2012, 7 April 2013 & 27 September 2013. The images show a probable furniture factory and the change in lumber piles is indicative of production activity. In October 2013, Amnesty International commissioned analysis of satellite images of political prison camp (Kwanliso) 15 at Yodok in South Hamgyong province and Kwanliso 16 at Hwaseong in North Hamgyong province. The images show that instead of heeding the growing calls for closing its political prison camps, repression by the North Korean authorities has continued and the prisoner population in kwanliso 16 appears to have slightly increased. The North Korean authorities¸Äô on-going investment in the country¸Äôs political prison camps is part of the continuing systematic, widespread and grave violations of human rights throughout the country. EPA/AMNESTY INTERNATIONAL / HANDOUT HANDOUT EDITORIAL USE ONLY/NO SALES
Der ehemaliger Lagerwachmann, der in Lager 16 von den 1980er Jahren bis Mitte der 1990er Jahre arbeitete, beschreibt in dem Bericht Hinrichtungsmethoden. Sträflinge hätten ihre eigenen Gräber ausheben müssen und seien dann mit Hammerschlägen ins Genick getötet worden. Außerdem habe er gesehen, wie Lageroffiziere Opfer stranguliert und anschließend mit Stockschlägen getötet hätten. Vergewaltigungen von weiblichen Häftlingen seien an der Tagesordnung. Die Frauen wurden nach ihren "Diensten" der Geheimhaltung wegen getötet.

In Lager 15 mussten dem Amnesty-Bericht zufolge Häftlinge zehn bis zwölf Stunden täglich Zwangsarbeit verrichten. Insassen berichteten von Schwerstarbeit bei Hungerrationen. Wenn die Arbeitsziele verfehlt worden seien, sei die Verpflegung zur Strafe weiter reduziert worden. Lager 15 sei 370 Quadratkilometer groß. 2011 lebten dort schätzungsweise 50.000 Menschen.

Amnesty-Asien-Experte Rajiv Narayan sagte, für Amnesty, das seit 50 Jahren Menschenrechtsverletzungen untersuche, sei Nordkorea eine "eigene Kategorie". Die Organisation forderte die nordkoreanische Führung auf, die Straflager unverzüglich zu schließen.

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