Terror-Offensive der Gotteskrieger

Die Terroristen von „Boko Haram“ überfallen im Norden Nigerias immer wieder Dörfer und töten die dort ansässigen Zivilisten
Bis zu 300 Tote bei Angriff auf Dorf - USA helfen bei Suche nach entführten Schulmädchen.

Die Leute zählen immer noch die Leichen." Das sagte der Lokalpolitiker Abdulrahman Terab nach dem grauenhaften Angriff der islamistischen Terror-Truppe "Boko Haram" auf das Dorf Gamboru Ngala im Nordosten Nigerias. Laut Medienberichten wurden bei dem Blutbad nahe der Grenze zu Kamerun 200 bis 300 Menschen getötet. Sollten sich die Berichte bewahrheiten, wäre das die schlimmste Attacke der Extremisten seit mehr als zwei Jahren. Damals hatten sie bei einem Überfall auf die Stadt Kano, ebenfalls im Norden des Landes, 180 Menschen umgebracht.

Nigerianische Taliban

Mit ihrer aktuellen Terror-Offensive sorgen die "Gotteskrieger" auf der ganzen Welt für Entsetzen und Bestürzung. Vor allem die Entführung von Schulmädchenwird auf das Schärfste verurteilt: Am 15. April hat "Boko Haram" (frei übersetzt: "Westliche Bildung ist Sünde") im Norden rund 270 15- bis 18-Jährige verschleppt. Am Wochenende dann nochmals mindestens acht. In einem Bekenner-Video brüstete sich der Anführer der "nigerianischen Taliban", Abubakar Shekau, der Tat. Die jungen Frauen würden als Sklavinnen verkauft und zwangsverheiratet.

Bei diesem barbarischen Treiben wollten Washington und London nicht länger tatenlos zusehen. Die USA boten Nigeria an, bei der Suche nach den Entführten zu helfen – Präsident Goodluck Jonathan willigte ein. "Wir haben bereits ein Team geschickt", sagte der Chef des Weißen Hauses, Barack Obama. Es soll sich um Militär-Vertreter und Experten der Justizbehörde handeln, die auf Entführungsfälle spezialisiert sind. In der US-Botschaft in der nigerianischen Hauptstadt Abuja soll ein Krisenzentrum eingerichtet werden. Auch Großbritannien plant die Entsendung von Mitgliedern der Elite-Einheit SAS.

Obwohl Nigeria ein Fünftel seines Staatshaushaltes in den Sicherheitsapparat pumpt, konnte "Boko Haram" (die Gruppe verfügt lediglich über ein paar Hundert Kämpfer) nicht das mörderische Handwerk gelegt werden. Mehr noch: Es gibt sogar Hinweise der Kooperation zwischen Militärangehörigen und den Terroristen, die auch über modernste Kriegstechnik verfügen.

Höhlensystem

Terror-Offensive der Gotteskrieger
Vermutet werden die Islamisten im Sambisa-Wald, wo sie Stellungen unterhalten, beziehungsweise gleich daneben in der Gwoza-Bergkette, wo ein weit verzweigtes Höhlensystem Schutz bietet. Dort werden auch die Schulmädchen vermutet, wenn sie denn nicht schon in den Tschad oder nach Kamerun gebracht wurden.

Die Extremisten kämpfen im mehrheitlich muslimischen Norden Nigerias, der von allen Regierungen bisher vernachlässigt wurde und viel ärmer sowie rückständiger als der Rest des Landes ist, seit 2009 für einen Gottesstaat mit rigider Sharia-Gesetzgebung. Bei ihren Gewalttaten und Auseinandersetzungen mit dem Militär starben bisher rund 4000 Menschen, darunter viele Zivilsten. Eine halbe Million Menschen mussten ihre Dörfer verlassen.

Dass erst jüngst wieder das renommierte Islam-Institut Al-Azhar in Kairo den "Boko-Haram"-Terror als unislamisch verurteilte, ficht Abubakar Shekau nicht an. Der Ultra-Radikale, der auf 35 bis 45 Jahre geschätzt wird, sagte einmal in einem Video: "Es freut mich, jeden zu töten, von dem Allah will, dass ich ihn töte – genauso wie es mich freut, Hühner und Schafböcke zu töten."

Die "Taliban Nigerias"

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