Ex-Diktator schaffte den Machtwechsel

Der Muslim Buhari (r.) dürfte Nachfolger des christlichen Präsidenten Jonathan werden.
Führungswechsel in Nigeria fix: Buhari erklärte sich zum Sieg.

Die Wahlkommission hat Muhammadu Buhari offiziell zum Sieger und zum neuen gewählten Präsidenten Nigerias erklärt. Der oppositionelle Herausforderer Buhari hat nach amtlichen Angaben die Präsidentschaftswahl in Nigeria gewonnen. Laut der Unabhängigen Nationalen Wahlkommission hat Buhari 2,57 Millionen Stimmen mehr erzielt als Amtsinhaber Goodluck Jonathan. Demnach gewann der Muslim Buhari die Wahl mit 53,95 Prozent der Stimmen. Der christliche Vertreter Jonathan kam auf 44,96 Prozent.

Die Gründe

Der erwartete Triumph des 72-Jährigen hat vor allem einen Grund: Er konnte potenzielle Wähler in seinen Hochburgen sehr gut mobilisieren, Jonathan gelang dies in seinen Hochburgen nicht in diesem Ausmaß. Zwar konnte der Präsident den Hauptstadt-Distrikt Abuja für sich entscheiden, doch im vornehmlich muslimisch dominierten Norden war er komplett chancenlos: Dort räumte Buhari im Bundesstaat Kano beispielsweise fast zwei Millionen Stimmen ab, sein Kontrahent um das höchste Amt im Staat kam gerade einmal auf 215.779 Stimmen. Um das Rennen für sich zu entscheiden, braucht man in Nigeria die relative Stimmenmehrheit, aber auch mindestens 25 Prozent in zwei Drittel aller Bundesstaaten.

Ein weiterer Grund für die sich abzeichnende Niederlage Jonathans: Unter seiner Ägide stieg die Korruption weiter an. Und dem Terror der islamistischen Boko Haram konnte er mit Ausnahme von einigen Erfolgen knapp vor dem Urnengang nichts entgegensetzen.

Der afrikanische Koloss

"Der ganze Kontinent schaut derzeit auf das Land", sagt Linda Thomas-Greenfield, im US-Außenministerium für Afrika-Belange zuständig, mit Blick auf die überregionale Bedeutung der früheren britischen Kolonie. In der Tat sind die Eckdaten des Kolosses beeindruckend:

Bevölkerung In Nigeria leben mit 170 bis 180 Millionen Menschen doppelt so viele wie in Äthiopien, dem Land mit der zweitgrößten Bevölkerung Afrikas. Einer von sechs Afrikanern ist Nigerianer.

Wirtschaft Das Land hat die größte Volkswirtschaft des Kontinents. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) von 485 Milliarden Euro ist mehr als ein Drittel des gesamten BIPs aller Staaten südlich der Sahara. Allein die Wirtschaftsmetropole Lagos mit ihren 22 Millionen Einwohnern erwirtschaftet mehr als Kenia.

Öl 2,5 Millionen Fass (zu je 159 Liter) werden täglich gefördert – 90 Prozent der Exporte und 80 Prozent der Staatseinnahmen stammen aus diesem Sektor. Dennoch müssen fast zwei Drittel der Bevölkerung mit weniger als 1,25 Dollar pro Tag auskommen. Der Anteil der absolut Armen hat sich in den vergangenen zehn Jahren sogar erhöht: von 55 auf 61 Prozent.

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