Hamas rückt von harter Haltung gegenüber Israel ab

Hamas-Chef Khaled Meshaal bei der Präsentation in Doha
Die radikalislamische Organisation will in ihrem neuen Programm offenbar die Gründung eines Palästinenserstaates in den Grenzen von 1967 akzeptieren. Israel ortet ein "Täuschungsmanöver".

Die Hamas rückt womöglich von ihrem harten Kurs gegenüber Israel ab. Die islamistische Palästinenserorganisation veröffentlichte am Montag auf Arabisch und Englisch ein Dokument, in dem sie die Gründung eines Palästinenserstaates in den Grenzen von 1967 akzeptiert. Die israelische Regierung wies das Papier umgehend als "Täuschungsmanöver" zurück.

Nach Angaben aus arabischen Regierungskreisen rückt die radikalislamische Organisation damit von ihrem harten Kurs gegenüber Israel ab. In dem Dokument zur politischen Ausrichtung werde der Aufruf zur Zerstörung Israels fallengelassen, sagten am Montag Regierungsvertreter aus den Golfstaaten. Zudem werde das Bündnis mit der islamistischen Muslimbruderschaft aufgekündigt.

Kein religiöser Charakter

Die im Gazastreifen herrschende Palästinenserorganisation hob in dem Papier hervor, dass ihr Konflikt mit Israel einen politischen und keinen religiösen Charakter habe. Damit hätte die Hamas erstmals seit ihrer Gründung vor fast 30 Jahren ihr politisches Programm verändert.

Hamas rückt von harter Haltung gegenüber Israel ab
Hamas leader Khaled Meshaal gestures as he announces a new policy document in Doha, Qatar, May 1, 2017. REUTERS/Naseem Zeitoon
In Israel wurde betont, die Hamas ziele mit ihrer Kursänderung darauf ab, ihre Beziehungen zu den westlichen Ländern, den Golfstaaten und Ägypten zu verbessern. Die Hamas wird unter anderem von der Europäischen Union und den USA als terroristische Organisation eingestuft. Auch die Muslimbruderschaft, die bis zum Sturz von Präsident Mohammed Mursi 2013 in Ägypten an der Macht war, gilt in zahlreichen Ländern als Terrorgruppe.

Israel: Existenzrecht weiter abgesprochen

In dem neuen Dokument werde Israel aber weiter das Existenzrecht abgesprochen, hieß es weiter. Es war unklar, ob es die Hamas-Charta aus dem Jahr 1988 ersetzen sollte, in der noch die Zerstörung Israels als Ziel aufgeführt ist. Die Hamas, die den Gazastreifen kontrolliert, spreche sich in dem neuen Papier für einen vorläufigen Palästinenser-Staat in den Grenzen von 1967 aus, sagten die Insider weiter. Damals besetzte Israel den Gazastreifen, das Westjordanland und Ost-Jerusalem.

"Die Hamas versucht die Welt zum Narren zu halten, das wird ihr aber nicht gelingen", erklärte ein Sprecher des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu. Ein Hamas-Sprecher wollte sich zunächst nicht äußern.

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