Mazedonien winkt Flüchtlinge nur noch durch
Die wenigen Polizisten im kleinen mazedonischen Grenzstädtchen Gevgelija haben längst aufgegeben, Ordnung schaffen zu wollen. An die tausend Flüchtlinge sind bis vor Kurzem jeden Tag in ihrer Stadt angekommen. Seit Kurzem aber sind es bereits täglich an die 2000.
Das Chaos in der Kleinstadt unweit der griechischen Grenze hat dramatische Ausmaße angenommen. Vor dem Bahnhof stauen sich Massen von Menschen, viele von ihnen sind vollkommen erschöpft. Manche haben seit Tagen nichts mehr gegessen. Sie alle, die Mehrheit davon Syrer, haben Griechenland durchquert, in der Hoffnung, das nördlichere Europa zu erreichen. Das kleine Mazedonien ist die nächste Etappe der sogenannten Balkanroute der Flüchtlinge.
Mit letzter Kraft versuchen die Flüchtlinge einen Platz in einem jener drei Züge zu ergattern, die täglich von Gevgelija aus in serbische Belgrad fahren. Kinder werden durch geöffnete Fenster in die Waggons gehievt, an den Türen wird teilweise um Zugang gekämpft.
Kapituliert
Schon im Juni hat das Zwei-Millionen-Einwohnerland Mazedonien vor dem Flüchtlingsstrom kapituliert: Die Flüchtlinge erhalten seither ein 72-Stunden-Aufenthaltsrecht. Genug, um das Land wieder zu verlassen. Busse und Züge in Richtung Norden – Serbien – dürfen gratis benutzt werden.
Dass der Flüchtlingsstrom nicht abreißen wird, legen auch die weiterhin auf der griechischen Urlauberinsel Kos ankommenden Flüchtlingsboote nahe. Dort hatte sich die Lage Tausender unversorgter Flüchtlinge zuletzt extrem verschärft. Seit Samstag werden allerdings knapp 2000 syrische Flüchtlinge auf einer Fähre aufgenommen, registriert und zunächst untergebracht. Weitere 1000 Flüchtlinge wurden direkt nach Athen transportiert.
Auf der zweiten größten Flüchtlingsroute nach Europa, über das Mittelmeer, haben deutsche Marinesoldaten unterdessen an die hundert Menschen vor dem Ertrinken gerettet. Sie waren vor der libyschen Küste mit ihrem überfüllten Schlauchboot in Seenot geraten. Für weitere 40 Menschen an Bord eines Fischerbootes kam hingegen jede Hilfe zu spät. Sie erstickten im Laderaum des Schiffes an Treibstoffgasen. 300 weitere Flüchtlinge wurden von der italienischen Marine aufgenommen und nach Italien gebracht.
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