Frankreich: Der tiefe Fall von François Fillon

Francois Fillon
Der konservative Präsidentschaftskandidat soll einen Privatkredit in Höhe von 50.000 Euro verschwiegen haben.

Als ob die alten Vorwürfe gegen François Fillon nicht schon genug wären, sind wenigen Wochen vor dem ersten Wahldurchgang neue laut geworden. Laut der Satire- und Investigativzeitung Le Canard Enchaine soll der französische Präsidentschaftskandidat von einem befreundeten Milliardär einen Privatkredit von 50.000 Euro erhalten und diesen nicht wie vorgeschrieben den Behörden gemeldet haben.

Zudem stehe der Verdacht der Bestechlichkeit im Raum. Die Zeitung schreibt, Fillon habe das Geld im Jahr 2013 von dem befreundeten Geschäftsmann Marc Ladreit de Lacharriere erhalten. Der konservative Abgeordnete habe den Betrag aber nicht bei der Behörde für Transparenz in der Politik angegeben, die über die Integrität von Abgeordneten und Amtsinhabern wacht.

Partei stellt sich hinter Fillon

Die Ermittler vermuten laut der Zeitung, dass Fillon den Kredit für eine Gegenleistung erhielt: Als Premierminister hatte er sich 2011 dafür eingesetzt, dass der Geschäftsmann eine besondere Auszeichnung der französischen Ehrenlegion erhielt. Zudem ist Ladreit de Lacharriere nach früheren Angaben des "Canard Enchaine" auch in die Affäre um die mögliche Scheinbeschäftigung von Fillons Frau verstrickt. Der Unternehmer soll sie bei einer Zeitschrift beschäftigt haben, Penelope Fillon erhielt dafür 100.000 Euro.

Fillon steht auch selbst unter Verdacht, seine Frau und zwei seiner Kinder zum Schein beschäftigt zu haben. Die Justiz ermittelt deshalb wegen der Veruntreuung von Staatsgeldern. Die Spitze seiner Partei Die Republikaner hatte sich am Montagabend demonstrativ hinter Fillon gestellt, der lange Zeit als Favorit für die Präsidentschaftswahl im April und Mai galt.

Fillon kommt nicht in die zweite Runde

In den Umfragen sieht es für Fillon nicht gut aus. Er würde mit 19 Prozent den Einzug in die zweite Runde verfehlen. Dies gilt auch für die Kandidaten der bisher regierenden Sozialisten, Benoit Hamon (13,5 Prozent), und der Linken, Jean-Luc Melenchon, (zwölf Prozent) auf den Plätzen vier und fünf.

Der parteiunabhängige Kandidat bei der französischen Präsidentenwahl, Emmanuel Macron, hat seinen Rückstand gegen die Rechtsextreme Marine Le Pen in der ersten Wahlrunde fast aufgeholt. Auf Macron würden im ersten Wahlgang am 23. April 25,5 Prozent der Stimmen (plus 1,5 Punkte) entfallen, auf Le Pen 26 Prozent (minus eins), wie aus der am Dienstag veröffentlichten Erhebung des Elabe-Instituts hervorging. In der Stichwahl am 7. Mai würde sich Macron klar mit 60 Prozent zu 40 Prozent gegen Le Pen durchsetzen.

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