
© Franz Neumayr
Die Almen und damit die EU-Förderungen schrumpfen
Rund 4800 Landwirte mussten 2012 ihre Almfutterflächen auf dem Papier beschneiden. Franz Fischler soll den Streit mit der EU beilegen.
04/18/2013, 04:04 PM
Die Zahl der Almen geht seit den 50er-Jahren zurück, aber die Alm-Debatte erreicht einen neuen Höhepunkt: Wie berichtet, fordert die EU-Kommission von Österreich mehr als 64 Millionen Euro zurück, weil aufgrund falscher Flächenangaben zwischen 2006 und 2008 zu hohe Fördergelder bezogen wurden. Nachdem die Agrarmarkt Austria AMA Verdacht geschöpft hatte, dass tatsächlich viel weniger Almfläche vorhanden ist als jahrelang ausgewiesen wurde, leitete sie eine Prüfung mit neuen Luftbildern ein. Jetzt erkennt die AMA nur noch 12 Prozent aller beantragten Flächen als Almen an – was bedeuten würde, dass tausende Bauern EU-Gelder zurückzahlen müssten. Die AMA ist für die Verteilung der EU-Gelder an die heimischen Landwirte zuständig.

Nichts Genaues weiß man nicht
Die Abweichungen von der ursprünglich deklarierten Almfutterfläche betragen Mößler zufolge bei einem Drittel der österreichischen Betriebe bis zu 7 Prozent, bei zwei Dritteln der Fördernehmer sind es 8 Prozent und mehr. Absolute Zahlen zu den Abweichungen hat die Kärntner Landwirtschaftkammer allerdings keine: „Die haben wir von der AMA und vom Ministerium nicht bekommen.“ Ab einer Flächenabweichung von 20 Prozent muss die Förderung zurückbezahlt werden.
Wieviele Betriebe konkret betroffen sein werden, weiß man noch nicht. Das hängt auch damit zusammen, dass nicht jeder Betroffene akzeptiert, was die AMA ihm übermittelt. Landwirtschaftskammer-Österreich-Präsident Gerhard Wlodkowski lädt daher die Almbauern ein, gemeinsam mit der Kammer zu prüfen, inwieweit die neu errechnete Fläche plausibel erscheint und akzeptiert wird. „Dann wird auf diese Fläche rückgerechnet, und wenn der Landwirt der Meinung ist, dass die Fläche definitiv nicht stimmt, kann er begründet auch größere Flächen angeben – die müssen dann aber auch Kontrollen standhalten.“
Wehrhafte Bauern
Das Problem brennt den Bauern jedenfalls unter den Nägeln: Rund 500 Almbauern und „Almauftreiber“ aus sechs Bundesländern haben am Dienstagabend in Hof bei Salzburg gegen die „ungerechte“ Rückforderung seitens der EU demonstriert. Zu der Kundgebung hatte der Salzburger Bauernbund aufgerufen. Landwirtschaftsminister Nikolaus Berlakovich (ÖVP) präsentierte dabei einen Lösungsvorschlag: Eine Sonderkommission unter der Leitung von Ex-EU-Kommissar Franz Fischler wird eingesetzt, die jeden einzelnen Fall noch einmal bewertet: „Wir überprüfen alle Fälle und schauen, wo wir helfen können.“ Wenn eine Abweichung von 40 Prozent vorliege, müsse die AMA auch eine Begründung liefern.

"Falls es nicht bald zu einem großen Wurf kommt, sind wir spätestens in zwei Wochen mit ein paar tausend Leuten in Wien"
Wallner führte absurde Beispiele ins Treffen, bei denen nach dem AMA-Ergebnis pro Großvieheinheit nur mehr 0,3 Hektar Almfläche übrig bleiben. „Die Kuh würde verhungern“, empörte sich der Bauernsprecher. „Eine Kuh braucht je nach Höhenlage einen Hektar bis 1,5 Hektar freie Almfläche, damit sie genug zu fressen findet.“ Er ortete einen „Systemfehler“ und sprach von einem Kampf zwischen „David und Goliath“. „Falls es nicht bald zu einem großen Wurf kommt, sind wir spätestens in zwei Wochen mit ein paar tausend Leuten in Wien.“
"SoKo Alm"

"Fischler gilt allgemein als profunder Kenner der EU-Agrarpolitik. Die betroffenen Almbauern dürfen Vertrauen fassen, dass diese Problematik somit in kompetenten Händen liegt"

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