Neue Hinweise auf Russland-Connection des Trump-Teams

Ex-Wahlkampfmanager soll im Sold des Putin-Vertrauten Deripaska gestanden sein / US-Präsident ringt um Mehrheit, "Obamacare" zu kippen.

Mit Vertuschung kennt sich Carl Bernstein aus. Als junger Reporter enthüllte er gemeinsam mit dem Kollegen Bob Woodward den Watergate-Skandal, der US-Präsident Richard Nixon das Amt kostete. Was gerade rund um die unterstellte konspirative Zusammenarbeit zwischen Moskaus und Staatschef Donald Trump während des Wahlkampfes 2016 geschieht, erinnert Bernstein an alte Zeiten. Das Weiße Haus versuche nicht, die Affäre aufzuklären, sondern wolle alles nur vertuschen.

Anstatt dem durch die Ermittlungen der Bundespolizei FBI und den täglich neuen Enthüllungen gewachsenen Druck durch eine unabhängige Untersuchung zu begegnen, "die allem auf den Grund geht", so CNN-Zuarbeiter Bernstein, versuche die Regierung Brandmauern zu errichten. Zum Beispiel zu Paul Manafort.

Politik-Lobbyist Trumps als Brücke zu Putin?

Bis August 2016 war der Politik-Lobbyist Trumps oberster Wahlkampfmanager. Nach seinem Abgang mehrten sich Indizien, dass der 67-Jährige engste Kontakte zu Vertrauten des russischen Präsidenten Wladimir Putin unterhielt. Manafort, der früher für den prorussischen Ex-Staatschef der Ukraine, Viktor Janukowitsch, arbeitete, hält an der Darstellung fest: Alles unbedenklich.

Die Nachrichten-Agentur AP erzeugt nun einen anderen Eindruck. Danach sollen Unterlagen belegen, dass Manafort früher im millionenschweren Sold des Milliardärs und Putin-Vertrauten Oleg Deripaska gestanden sei. Im Sinne des Kremls soll Manafort in ehemaligen Sowjetrepubliken Stimmung gegen antirussische Oppositionelle inszeniert haben. Trumps Sprecher Sean Spicer erklärte, dass der Präsident davon nichts gewusst habe, als er Manafort an Bord holte.

FBI-Indizien für Abstimmung mit Moskau

Ähnlich kommentierte das Weiße Haus neue Berichte des Senders CNN, die zusätzlichen Schatten auf die Regierung werfen. Danach hat das FBI Indizien dafür, dass Mitglieder des Trump-Teams mit russischen Stellen vor der Wahl im November das Zuspielen von Dokumenten abgestimmt haben könnten, die die demokratische Kandidatin Hillary Clinton kompromittieren sollten. Falls sich diese Vorwürfe bewahrheiteten, sagen Juristen der American University in Washington auf Anfrage, "stünde Trump mit einem Bein vor einem Amtsenthebungsverfahren".

Der republikanische Vorsitzende des Geheimdienst-Ausschusses Devin Nunes lenkte die Aufmerksamkeit überraschend in eine andere Richtung: Trump sei – entgegen Darstellung der Chefs von FBI und NSA– möglicherweise doch abgehört worden, sagte der kalifornische Viehzüchter vor Journalisten. Beweise dafür präsentierte er nicht.

Abseits der Russland-Geschichte plagte den Präsidenten am Donnerstag die Sorge vor einer schweren Abstimmungsniederlage im Parlament für sein Prestige-Projekt: die Reform der umstrittenen Krankenversicherung seines Vorgängers ("Obamacare"). Der Grund: Bisher haben die Republikaner in den eigenen Reihen keine Mehrheit für "Trumpcare".

Dirk Hautkapp, Washington

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