Warum CIA an der Theorie zum JFK-Attentat zweifelte

Der 22. November 1963: JFK wurde im offenen Straßenkreuzer erschossen.
Bisher geheime Unterlagen liefern möglicherweise neue Erkenntnisse zum Attentat auf John F. Kennedy und darüber, wie die CIA mit der offiziellen Wahrheit umging.

Bisher geheime Unterlagen könnten neue Erkenntnisse zum Attentat auf John F. Kennedy liefern. Der US-Präsident war am 22. November 1963 in Dallas (Texas) erschossen worden.

Insgesamt haben die National Archives Ende Juli rund 3.810 Akten und Tondokumente freigegeben, weitere könnten noch folgen. Verantwortlich dafür ist das "JFK Assassination Records Collection Act" aus dem Jahr 1992. In dem Gesetz ist festgelegt, dass spätestens 25 Jahre nach der Verabschiedung dieses Gesetzes alle Akten über die Ermordung Kennedys vollständig der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden sollen. Der jeweils amtierende US-Präsident kann sich aber dagegen sperren.

Die jetzt veröffentlichten Akten finden Sie hier.

Offizielle Theorie

Das Magazin Politico hat nun erste Erkenntnisse aus den neuen Akten herausgefiltert. Dabei geht es um die Frage, warum die CIA die offizielle Theorie vom Hergang des Attentates plötzlich angezweifelt hat.

So lautete die offizielle Geschichte laut der mit Untersuchung des Mordes beauftragten Warren-Kommission: Der Außenseiter und selbsternannte Marxist Lee Harvey Oswald habe den Präsidenten mit einem 21-Dollar-Gewehr erschossen und es gebe keine Anzeichen einer Verschwörung von innen oder von außen. Diese Version des FBI, Secret Service und anderer Teile der Regierung akzeptierte zunächst auch die CIA geradezu bedingungslos.

Doch die neu veröffentlichten Akten zeigen laut Politico, dass binnen weniger Jahre erste Zweifel aufgekommen sind, die aber nur intern angemeldet wurden.

Oswalds Kontakte zu Agenten

Mitte der 1970er-Jahre waren CIA-Offizielle besorgt, dass die Warren-Kommission nie wichtigen Hinweisen nach Oswalds Kontakten zu ausländischen Agenten nachgegangen sei. Auch Spuren zu Diplomaten oder Spionen aus Kuba oder aus der Sowjetunion sei zu wenig nachgegangen worden. Diese könnten von seinen Attentatsplänen gewusst haben oder ihn dazu ermutigt haben. Eine solche Rolle Castros oder anderer Politiker konnte bisher aber nicht durch Dokumente bestätigt werden.

CIA und Castro

Die CIA war in dieser Zeit vor allem daran interessiert, dass möglichst wenig von ihren geheimen und zum Teil illegalen Operationen gegen die Sowjetunion und Kuba bekannt wurde. Und viele Politiker und Journalisten dieser Zeit wollten auch gar nicht wissen, was alles an schmutzigen Dingen passierte. So durfte auch nicht publik werden, daß die CIA die Botschaften anderer Länder, wie in Mexiko, abgehört hat. Gar nicht zu denken an die Attentatspläne gegen den kubanischen Staatschef Fidel Castro. Spekuliert wurde immer wieder, dass Castro den Plänen der CIA mit einem Attentat auf Kennedy zuvorgekommen sei.

Würde diese Version stimmen, müsste sich die CIA eine schwierige Frage stellen: War das Attentat auf JFK, direkt oder indirekt, ein Rückschlag für die Bestrebungen der CIA, Castro zu töten?

Angesichts Oswalds Vergangenheit gehört auch die Sowjetunion in den Kreis der Verdächtigen. Der Kennedy-Attentäter reiste 1959 in die UdSSR und verbrachte mehrere Jahre dort. Als er mit seiner Familie wieder in die USA zurückkehrte, nahm er laut CIA immer wieder Kontakt zur sowjetischen und kubanischen Botschaft in Mexiko auf. Theorien, dass die UdSSR einen "falschen Oswald" schickte, um die Schmach der Kubakrise 1962 zu rächen, wurden mit einer späteren Exhumierung Oswalds ad acta gelegt.

Interviews mit KGB-Agenten

Die John F. Kennedy Assassination Records Collection soll insgesamt mehr als fünf Millionen Aktenseiten in ihrem Besitz haben. Ein großer Teil wurde bereits seit den 1990er Jahren nach und nach veröffentlicht.

Unter den nun freigegebenen Dokumenten gelten 17 Tonaufzeichnungen als besonders interessant. Bei den Audiodateien soll es sich um Interviews mit dem ehemaligen KGB-Agenten Yuri Nosenko handeln. Der sowjetische Offizier war 1964 übergelaufen und hatte damals behauptet, zuvor für die KGB-Akten über Oswald verantwortlich gewesen zu sein.

Von den nun veröffentlichten 3.810 Dokumenten waren 3.369 bereits zu einem früheren Zeitpunkt in zum Teil bearbeiteter Form veröffentlicht worden. 441 weitere Akten waren bisher vollständig unter Verschluss. Hauptsächlich soll es sich um Unterlagen des FBI und der CIA handeln.

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