Nach Protesten: WHO zieht Bestellung Mugabes zurück

Der Rückzieher erfolgte nach einem Protesturm gegen den Präsidenten von Simbabwe, der Sonderbotschafter der Weltgesundheitsorganisation werden sollte.

Nach internationalen Protesten hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Berufung von Simbabwes Präsident Robert Mugabe zum WHO-Sonderbotschafter für Afrika rückgängig gemacht. "Ich habe allen zugehört, die ihre Bedenken geäußert haben", teilte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus am Sonntag auf Twitter mit. "Als Ergebnis habe ich beschlossen, von der Ernennung abzusehen."

Nach Rücksprache mit der Regierung Simbabwes sei man übereingekommen, dass die aktuelle Entscheidung im Interesse der WHO sei. Die jüngst erfolgte Ernennung des 93-jährigen Mugabe, der seit 1980 Simbabwe regiert und aus Sicht seiner Gegner die Menschenrechte verletzt, war auf heftigen Protest gestoßen.

Korruptionsvorwürfe

Statt das Gesundheitssystem seiner Heimat aufzubauen, habe es Mugabe durch Korruption geschädigt, so die Organisation Human Rights Watch. Auch die britische Regierung hatte sich befremdet über die Rolle Mugabes als WHO-Sonderbotschafter geäußert.

Der Sonderbotschafter soll sich um die Bekämpfung chronischer Krankheiten kümmern. Nach WHO-Angaben sterben jährlich 40 Millionen Menschen an deren Folgen. WHO-Direktor Tedros hatte die Ernennung von Mugabe auf Twitter unter anderem damit begründet, dass Simbabwe innovative Methoden zur Mobilisierung von Ressourcen im Land gefunden habe. Davon könnten andere Länder in der Region lernen.

Mugabe lässt sich im Ausland behandeln

Kopfschütteln löste die WHO auch in Mugabes Heimatland aus. Dort ist die medizinische Versorgung äußerst schlecht. Nur ein Arzt komme auf rund 100.000 Patienten, sagte ein ehemaliges Regierungsmitglied der dpa. Im größten Krankenhaus des Landes würden die Kranken aufgefordert, mangels fließenden Wassers einen eigenen Eimer mit Wasser mitzubringen. Mugabe, der als Präsident für diese Zustände verantwortlich sei, lasse sich stets im Ausland ärztlich behandeln.

Der Äthiopier Tedros ist der erste WHO-Chef aus Afrika. Er war am 1. Juli der Chinesin Margaret Chan im Amt gefolgt. Die WHO spielt eine Schlüsselrolle im weltweiten Kampf gegen Krankheiten wie Aids, Tuberkulose und Malaria.

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