München: Protest gegen Abschiebung von 18 Afghanen

Zwei Busse mit Flüchtlingen und Polizisten am Flughafen in München (Bayern).
250 Menschen protestierten am Flughafen München, wo Mittwochabend ein Flieger Richtung Kabul abhob.

Erneut sind abgelehnte Asylbewerber von Deutschland nach Afghanistan abgeschoben worden. Ein Flugzeug mit 18 Migranten an Bord startete am Mittwochabend von München in Richtung Kabul, wie das bayerische Innenministerium mitteilte. Am Flughafen hatten zuvor rund 250 Menschen gegen die Abschiebung protestiert.

Es ist bereits die dritte Sammelabschiebung nach Afghanistan seit Ende vergangenen Jahres. Sie stieß auf große Kritik, weil in dem Krisenland immer wieder islamistische Taliban Anschläge verüben.

München: Protest gegen Abschiebung von 18 Afghanen
ABD0122_20170222 - Teilnehmer einer Demonstration des Bayerischen Flüchtlingsrats halten am 22.02.2017 am Flughafen in München (Bayern) Schilder mit den Aufschriften "Stop Deportation to Afghanistan" und "Was ihr dem geringsten meiner Brüder angetan habt, das habt ihr mir angetan" in die Höhe. Im Rahmen einer Sammelabschiebung sollen am Abend rund 50 abgelehnte Asylbewerber nach Afghanistan abgeschoben werden. Foto: Matthias Balk/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++
Die Opposition im Bundestag sowie Flüchtlingsorganisationen hatten scharfe Kritik an der vom Bund geführten Aktion geäußert. Aus ihrer Sicht ist Afghanistan alles andere als ein sicheres Land. Daher lehnen auch mehrere Bundesländer eine Beteiligung an der Sammelabschiebung ab.

Entgegen früheren Angaben der Polizei Oberbayern wurden nicht rund 50, sondern lediglich 18 Menschen abgeschoben. Unter anderem der Verwaltungsgerichtshof Baden-Württemberg hatte die geplante Abschiebung zweier Männer kurzfristig gestoppt.

Von den 18 abgelehnten Asylbewerbern an Bord waren fünf aus Bayern, vier aus Baden-Württemberg, vier aus Hessen, zwei aus Hamburg, zwei aus Sachsen-Anhalt und einer aus Rheinland-Pfalz. "Es handelte sich um alleinstehende junge Männer, darunter auch Straftäter", erklärte das bayerische Innenministerium.

Innenminister: "Vertretbar"

München: Protest gegen Abschiebung von 18 Afghanen
ABD0032_20170222 - Bundesinnenminister Thomas de Maiziere (CDU) kommt am 22.02.2017 zur Kabinettssitzung in Berlin. Das Bundeskabinett befasst sich unter anderem mit dem Bericht der Bundesregierung zur Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik. Foto: Michael Kappeler/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++
Der deutsche Innenminister Thomas de Maiziere hatte zuletzt die Abschiebungen als "vertretbar" verteidigt. In denARD-"Tagesthemen" sagte er (Montag), dies gelte unter anderem für den Norden des Landes. "Auch in Kabul kann man nicht sagen, dass dort insgesamt die Lage so unsicher ist, dass man die Leute da nicht hinschicken könnte."

Im Freistaat steht die CSU im Landtag mehrheitlich hinter den umstrittenen Abschiebungen. Mit ihrer absoluten Mehrheit stimmten die Abgeordneten am Mittwoch gegen einen Antrag der Freien Wähler, der unter anderem eine dreimonatige Aussetzung der Abschiebungen oder gar einen generellen Abschiebestopp nach Afghanistan zum Ziel hatte.

Härtere Gangart gegen Gefährder

Mit einer Verschärfung der Abschiebepraxis will die Bundesregierung nun die Ausreisepflicht insbesondere von sogenannten Gefährdern besser durchsetzen. Das Kabinett brachte am Mittwoch einen entsprechenden Gesetzentwurf auf den Weg. Gefährder sollen künftig leichter in Abschiebehaft genommen oder mit elektronischen Fußfesseln am Untertauchen gehindert werden.

Zudem soll die Auswertung von Handydaten durch das BAMF künftig "bei strengen rechtsstaatlichen Voraussetzungen" zur Aufklärung von Identität und Staatsangehörigkeit möglich sein, sagte de Maiziere. Fluchtrouten sollen damit aber nicht nachvollzogen werden. Der Ausreisegewahrsam soll von vier auf zehn Tage verlängert werden können. Wer falsche Angaben über seine Identität macht, muss mit Einschränkungen seiner räumlichen Bewegungsfreiheit rechnen. Jugendämter sollen künftig für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge schneller einen Asylantrag stellen können.

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