Minister: Irak benötigt 88 Milliarden Dollar für Wiederaufbau

Die Haidar Khanah Moschee in Bagdad wird gerade renoviert.
Auftakt zu internationaler Hilfskonferenz in Kuwait. Wohnungsbau als Priorität.

Die irakische Regierung hat den Finanzbedarf für den Wiederaufbau des kriegszerstörten Landes auf mehr als 88 Milliarden Dollar beziffert. Sein Land benötige 88,2 Milliarden Dollar (71,70 Mrd. Euro), sagte Planungsminister Salman al-Jumaili am Montag zum Auftakt einer Geberkonferenz in Kuwait-Stadt. Die Einschätzung beruhe auf einer Studie irakischer und internationaler Experten.

Ein ranghoher Mitarbeiter des Planungsministeriums erklärte, der Irak sei auf eine Soforthilfe von 22 Milliarden Dollar angewiesen. Am wichtigsten ist demnach der Wohnungsbau. Der Rest der Summe müsse mittelfristig fließen.

Vielversprechende Geschäftsmöglichkeiten

Die Weltbank-Tochter IFC hatte internationale Unternehmen bereits am Sonntag aufgefordert, im Irak zu investieren und auf vielversprechende Geschäftsmöglichkeiten hingewiesen. Die Regierung in Bagdad hat 157 Projekte aufgeschlüsselt, für die sie Investoren sucht. Mit dem Ausbau der Verkehrsinfrastruktur, der Landwirtschaft und anderer Branchen soll die Abhängigkeit von den Ölexporten geringer werden.

Die irakische Regierung hatte im Dezember den Sieg über die Jihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) verkündet. Diese hatte seit 2014 zeitweise ein Drittel des irakischen Staatsgebiets unter ihrer Kontrolle, darunter Städte wie Mossul, Tikrit, Ramadi und Falluja. Durch die jahrelangen Kämpfe gegen die IS-Miliz wurden die Industrie und die Infrastruktur des Landes stark in Mitleidenschaft gezogen.

Am ersten Tag der Konferenz in Kuwait geht es um die Tätigkeit internationaler Organisationen. Der zweite Tag ist der Rolle des Privatsektors beim Wiederaufbau des Irak gewidmet. Mehr als 2000 Unternehmen und Geschäftsleute werden erwartet. Am dritten Tag wird dann mit den Finanzzusagen der Geberländer gerechnet.

Der Irak hat im Dezember das Ende des Kampfes gegen die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) verkündet. Unter den Folgen des Konflikts wird das Land aber noch Jahre leiden, sind doch große Teile zerstört, etwa die Altstadt der früheren IS-Hochburg Mosul. Monatelange Kämpfe, Bomben, Artilleriebeschuss und Luftangriffe haben dazu geführt, dass die meisten Häuser nur noch abgerissen werden können.

Die Weltbank schätzt, dass für den Wiederaufbau in den nächsten fünf Jahren mehr als 70 Milliarden Euro gebraucht werden, allein fast ein Fünftel davon für den Wiederaufbau zerstörter Wohnhäuser. Erst einmal geht es darum, die lebensnotwendigste Infrastruktur wie Wasser, Strom und Gesundheitsversorgung wiederherzustellen. Noch immer sind den Vereinten Nationen zufolge rund 2,5 Millionen Iraker im eigenen Land vertrieben.

Eigentlich ist der Irak mit seinen riesigen Ölvorräten ein reiches Land. Doch der niedrige Ölpreis und die weit verbreitete Korruption stehen einem schnellen Wiederaufbau im Weg. Gelder verschwinden in dunklen Kanälen. Schon vor dem Vormarsch des IS im Sommer 2014 litt das Land etwa unter massivem Strommangel.

Beobachter sind sich einig, dass der IS nur dauerhaft besiegt werden kann, wenn auch die Infrastruktur schnell wiederaufgebaut wird, vor allem in den sunnitischen Gebieten. Die Minderheit der Sunniten fühlt sich von der Mehrheit der Schiiten diskriminiert und vernachlässigt, was dem Vormarsch der IS-Extremisten damals den Boden bereitete.

Kommentare