Mindestens elf Tote, 230 Vermisste im Mittelmeer

Beim Untergang von zwei Flüchtlingsbooten im Mittelmeer sind nach Angaben der UNO mindestens elf Menschen ertrunken. Ihre Leichen wurden am Montag an einem Strand in Libyen gefunden, wie der libysche Rote Halbmond mitteilte. Mehr als 230 weitere Menschen galten nach Angaben der libyschen Marine und der Vereinten Nationen nach den beiden Unglücken als vermisst.
Am Freitag war nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR und der Internationalen Organisation für Migration (IOM) vom Montag zunächst ein Schlauchboot untergegangen, das mit 132 Menschen an Bord in Libyen abgelegt hatte. Wie das UNHCR unter Berufung auf Überlebende erklärte, hatte das Schiff Luft verloren und war binnen weniger Stunden gesunken.
Nach dem Unglück wurden den Angaben zufolge rund 50 Überlebende von einem dänischen Containerschiff geborgen, das von der italienischen Küstenwache alarmiert und zu der Unglücksstelle geschickt worden war. Nach Angaben der Überlebenden, die am Sonntag in den italienischen Hafen Pozzallo auf Sizilien gebracht wurden, sind unter den rund 80 Vermissten auch Frauen und Kinder.
Boot mit 170 Menschen sank
Nach einem weiteren Unglück vor der Küste der libyschen Hafenstadt Sawija wurden am Sonntag sieben Bootsflüchtlinge gerettet, wie ein Sprecher der libyschen Marine sagte. Die sechs Männer und eine Frau waren nach eigenen Angaben mit einem Boot verunglückt, das mit 170 Flüchtlingen in See gestochen war. An Bord waren demnach auch 35 Frauen und neun Kinder.
Am Montag wurden dann an einem Strand bei Sawija elf Leichen gefunden, wie ein Vertreter des libyschen Roten Halbmonds sagte. Bei den Toten handelte es sich demnach um zehn Frauen und ein Kind. Ob sie an Bord des vor Sawija verunglückten Bootes gewesen waren, war zunächst jedoch unklar.
Von Freitag bis Sonntag waren nach Angaben der italienischen Küstenwache insgesamt mehr als 6500 Flüchtlinge in internationalen Gewässern vor der libyschen Küste gerettet und nach Italien gebracht worden. Hunderte weitere Flüchtlinge wurden in libyschen Gewässern aufgegriffen und zurück nach Libyen gebracht.
Mehr als tausend Tote 2017
In diesem Jahr sind nach Angaben von UNHCR und IOM schon mehr als tausend Flüchtlinge im Mittelmeer gestorben. Nach Angaben des italienischen Innenministeriums kamen seit Jahresbeginn mehr als 43.000 Flüchtlinge nach Italien.
Libyen war schon im vergangenen Jahr eines der wichtigsten Transitländer für Flüchtlinge auf dem Weg nach Europa. Flüchtlinge aus Afrika, aber auch aus Syrien und anderen Ländern im Nahen Osten, treten von dort aus die gefährliche Überfahrt über das Mittelmeer ins rund 300 Kilometer entfernte Italien an. Im vergangenen Jahr kam in Italien die Rekordzahl von 181.000 Flüchtlingen an - 90 Prozent von ihnen reisten über Libyen.
Anzahl der Ankünfte in Italien steigt
Die Zahl der Flüchtlinge, die seit Anfang 2017 über das Mittelmeer nach Italien gekommen sind, ist gegenüber dem Vergleichszeitraum 2016 stark angestiegen. 43.245 Migranten erreichten die italienische Küste seit Jahresbeginn, das sind 38,5 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum 2016, teilte das Innenministerium in Rom am Montag mit.
Die meisten 2017 eingetroffenen Migranten stammen aus Nigeria, Bangladesh und Guinea. Allein am Wochenende erreichten über 6.000 Migranten Italien. Das Land versorgt derzeit circa 177.000 Flüchtlinge in Hotspots und anderen Einrichtungen. Seit Jahresbeginn erreichten 5.551 unbegleitete Minderjährige Italien.
Die Zahl der Bootsflüchtlinge, die von der nordafrikanischen Küste nach Italien kamen, hatte 2016 einen neuen Höchststand erreicht. 181.000 Flüchtlinge wurden im Mittelmeer gerettet und nach Italien gebracht. 2015 waren es noch 170.000 gewesen. Für heuer rechnet Italien mit einem neuen Rekordhoch bei der Zahl der Flüchtlingsankünfte.
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