Abschuss "nicht zu Ende erzählen"

Mobile russische Abschussrampe Buk (Archivbild) in der Ostukraine
Investigativjournalisten vermuten, dass die Schuldigen an der Tragödie gar nicht benannt werden sollen.

Ein Team von Spiegel, Algemeen Dagblad und Correctiv hat mit Unterstützung der internationalen Investigativplattform Bellingcat nach den Schuldigen für den Abschuss von Flug MH17 am 17. Juli über der Ukraine gesucht. Diese Investigativjournalisten und Rechercheure kommen zu dem Schluss, dass womöglich beide Seiten, also Russen und Amerikaner, die die Ukrainer decken, ein Interesse daran haben könnten, "die Geschichte von MH17 nicht zu Ende zu erzählen".

Mit größter Wahrscheinlichkeit wurde die Boeing der Malaysia Airlines von einer Buk "3x2" (die mittlere Ziffer ist unleserlich) abgeschossen. Die mobile Abschussrampe war Teil eines Konvois der 53. russischen Flugabwehrraketenbrigarde, die sich am 23. Juni in Kursk auf den Weg ins Separatistengebiet gemacht hatte. Ein Feldwebel postete Fotos von einer Übung und zeigt seine Entlassungspapiere – "ein inzwischen beliebtes Mittel, um den Einsatz russischer Soldaten in der Ukraine abstreiten zu können", schreibt der Spiegel. Putin hatte ja selbst erklärt, dass manche Soldaten "Urlaub" in der Ostukraine machen.

Abschuss "nicht zu Ende erzählen"
Der Weg des Konvois konnte nachgezeichnet werden bis zu einem Feld in der Nähe von Snischne. Die Russen behaupten, dass sie dort ukrainische Buks auf Satellitenbildern entdeckt hätten. Wahrscheinlicher ist laut Spiegel, dass die Rebellen mithilfe der russischen Freiwilligen, die ja aus ihrer Armee entlassen waren, die Maschine abgeschossen haben.

Videos, die die Buk "3x2" nach dem Abschuss am 18. Juli auf dem Rückweg zeigen sind manipuliert – die Ortsangaben stimmen nicht. "Und doch ist die wichtigste Information dieser Bilder nicht der Ort, an dem sie entstanden sind: Das Wichtigste ist, dass der Abschussrampe "3x2" in diesem Video mindestens eine der vier Raketen fehlt, abgeschossen im Separatistengebiet", schreibt der Spiegel.

Die Rechercheure schließen aus, dass die Boeing 777 von einer Luft-Luft-Rakete abgeschossen wurde, denn da hätte es weniger Einschusslöcher gegeben.

Was sie nicht ausschließen ist jedoch, dass sich ein ukrainischer Kampfjet in der Nähe der Maschine, vermutlich sogar unterhalb der Malaysian Airlines versteckt haben könnte. Dann hätten die Ukrainer die Passagiere eines zivilen Flugzeugs quasi zu Geiseln gemacht.

Nach der Obduktion der Pilotenleichen müsste längst klar sein, welche Splitter welcher Waffe in das Cockpit einschlugen. Die Journalisten vermuten, dass derzeit niemand daran interessiert ist, die Wahrheit zu sagen. Amerika und Westeuropa wollen Putin nicht in die Enge treiben.

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