Mexiko bangt Trump entgegen: Offene Fragen und Stoßgebete

Trumps Ankündigung, an der Grenze zu Mexiko eine Mauer bauen zu wollen, hat viele Mexikaner vor den Kopf gestoßen.
Trumps Rhetorik und Maßnahmen von US-Konzernen belasten die Beziehungen schwer.

Bürgermeister Alberto Uribe ist wütend. Das Oberhaupt von Tlajomulco de Zuniga im Bundesstaat Jalisco will keine Fahrzeuge des Automobilherstellers Ford mehr kaufen. "Unser letzter Einkauf waren 99 Chevrolet und 2 Ford. Beim nächsten Kauf werden wir unsere Flotte nicht mehr mit diesen beiden Marken auffüllen", sagt Uribe. Er ist damit einer der ersten mexikanischen Politiker, die Konsequenzen aus der angekündigten Abschottungspolitik des neuen US-Präsident Donald Trump ziehen wollen.

Wachsende Wut

Der will ja Strafzölle auf jene Fahrzeuge amerikanischer Hersteller aufschlagen, die nicht mehr in den USA, sondern in Mexiko gebaut werden. Ford kündigte daraufhin an, seine neue Produktionsstätte nicht mehr wie geplant in Mexiko, sondern in Michigan zu bauen. Ob dies eine tatsächliche Reaktion auf die Drohungen Trumps war oder nur ein PR-Coup mit Blick auf den US-Markt , ist offen. Doch das Verhalten der US-amerikanischen Autoindustrie registrieren die Mexikaner genau.

Hier wächst die Wut auf den neuen US-Präsidenten, der allerdings erst jetzt tatsächlich Entscheidungsträger ist. Man ist gespannt, welche Taten Trump seinen Worten folgen lassen wird. Die Anspannung in Mexiko, bisher verbaler Lieblingsgegner Trumps, ist groß.

Für Bürgermeister Uribe ist jedenfalls klar, wie Mexiko reagieren müsste, sollte Trump seine riesige Grenzmauer bauen und die Protektionspolitik durchziehen: "Wir müssen geschlossen auftreten." Es gelte, so sagt es der resolute Mann, die Würde Mexikos angesichts der Drohungen Trumps zu verteidigen. "Wir werden nichts mehr von den Firmen kaufen, die Mexiko wie ein Land zweiter Klasse behandeln", stellt Uribe klar. Mexiko ist übrigens nicht nur eine der wichtigsten Produktionsstätten, sondern auch einer der wichtigsten Absatzmärkte der US-Industrie.

Das ist schon einmal ein kleiner Vorgeschmack darauf, was in den vier nächsten Jahren kommen könnte. Die Wut auf die anti-mexikanischen Ankündigungen von Trump ist groß, doch noch größer ist in Mexiko-Stadt derzeit der Ärger über den eigenen Präsidenten Enrique Pena Nieto. Dessen Benzinpreiserhöhung ist zum Politikum geworden und hat zumindest in den letzten Tagen das Thema Trump in Mexiko innenpolitisch überlagert. Mexikos TV-Sender bemühen sich mit TV-Trailern, die Spannung hochzuhalten. Sie machen im Vorfeld der Trump-Präsidentschaft mit besonders unvorteilhaften Bildern Trumps Stimmung. Unterlegt mit Fotos eines brüllenden, aggressiven Donald Trump stellen sie die Frage: "Was bringt die Ära Trump".

Das sorgt gemeinsam mit der Wut auf die Benzinpreiserhöhung für eine explosive Mischung. Unterdessen liefen in der Hauptstadt die Vorbereitungen für die Anti-Trump-Proteste auf Hochtouren. An den Universitäten des Landes bastelten die Studenten Plakate, um sich für den Freitag vorzubereiten. Gemeinsam mit 50 Menschenrechtsorganisationen, vornehmlich Gruppen, die sich für Flüchtlinge einsetzen, hatten sie zur Amtseinführung Trumps zu Massenprotesten aufgerufen.

Es gibt in den sozialen Netzwerken durchaus aber auch Stimmen, die sich hinter Trump stellen: "Die haben wenigstens einen Präsidenten, der für sein Land kämpft", schreiben die Trump-Befürworter.

Unfreundlichkeiten

Aufregung gibt es derweil am Flughafen in Houston/Texas. Dort berichteten vereinzelte US-amerikanische Passagiere, die aus der Touristenmetropole Cancun kamen, dass sie die Eiszeit zwischen Mexiko und den USA schon hautnah zu spüren bekamen. Es habe einzelne unfreundliche Worte der Mexikaner gegeben, berichteten die Gäste schockiert. Auch, wenn es sich angeblich um Einzelfälle gehandelt haben soll: Es ist ein Indiz für die sich ändernde Atmosphäre zwischen beiden Nachbarländern.

Der mexikanische Kardinal Norberto Rivera versucht es derweil mit Beten. Er hoffe, dass der Herrgott das Herz des kommenden starken Mannes der USA öffne, so dass der 45. Präsidenten der Vereinigten Staaten auch an "die Einwanderer und die Armen" denke, sagte Rivera in einer Predigt.

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