Massaker an indischen Dorfbewohnern

Aufständische griffen Dörfer in Indien an und töteten mindestens 56 Menschen.

Bei einer Serie koordinierter Angriffe haben Aufständische im nordostindischen Unionsstaat Assam mindestens 56 Menschen getötet. Nach Angaben der Polizei vom Mittwoch griffen Bewaffnete des Volksstammes der Bodo am Vorabend mehrere Dörfer an, zwangen die Bewohner aus ihren Häusern und erschossen sie. Unter den Opfern seien auch mehrere Kinder, berichteten Augenzeugen.

Laut Polizei wurden 80 Menschen verletzt, 20 von ihnen seien in lebensbedrohlichem Zustand. Die Polizei machte die verbotene Gruppierung Nationale Demokratische Front von Bodoland (NDFB) für die fünf koordinierten Angriffe verantwortlich. Diese kämpft seit Jahrzehnten für die Unabhängigkeit bzw. mehr Selbstverwaltung. Polizeiinspektor S.N. Singh sagte der AFP, möglicherweise gebe es weitere Opfer. Einige abgeschiedene Gebiete hätten die Sicherheitskräfte noch nicht erreicht.

Blutiger Konflikt

In dem an der Grenze zu Bhutan und Bangladesch gelegene Unionsstaat streiten sich Bodos, andere Ureinwohnern und muslimische Siedler schon seit Jahrzehnten um Land, oftmals gewaltsam. Die Polizei vermutet, dass jüngste Friedensgespräche der Regierung mit Teilen der NDFB Grund für die Massaker gewesen sein könnten: Einige Hardliner der Gruppierung lehnen die Verhandlungen ab.

Die Polizei geht laut der Nachrichtenagentur IANS aber auch davon aus, dass die Aufständischen einen Vergeltungsschlag durchführten. Die Sicherheitskräfte waren jüngst verstärkt gegen die Guerilla-Kämpfer vorgegangen. Die Zeitung "Times of India" berichtete, die Aufständischen könnten die Dorfbewohner verdächtigt haben, Informationen über ihre Verstecke an die Sicherheitskräfte weitergegeben zu haben.

Premierminister Narendra Modi bezeichnete die Angriffe als "feigen Akt". Nach seinen Angaben wird Innenminister Rajnath Singh nach Assam reisen, um sich selbst ein Bild von der Lage zu machen. Präsident Pranab Mukherjee erklärte, "solche terroristischen und gewalttätigen Handlungen müssen mit starker Hand unterdrückt werden".

Die Toten seien Angehörige von Stammesvölkern, die in den Teeplantagen der Region arbeiteten, berichtete der Sender NDTV. Attackiert worden seien am Dienstag Dörfer in den Distrikten Sonitpur und Kokrajhar, unweit der Grenze zu Bhutan. Die Angreifer kamen demnach in Armeeuniformen und mit Sturmgewehren, rissen die Türen der Strohhütten auf und begannen zu schießen. Einige Bewohner, darunter viele Frauen, seien auch aus den Hütten gezerrt und aus nächster Nähe erschossen worden.

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