Marco Rubio: Jung, charmant und ziemlich wendig

Der Sohn von Exil-Kubanern, ein brillanter Redner, will für die Republikaner das Weiße Haus erobern.

Sein bestes Argument spielte er gleich zu Beginn aus. Eine neue Generation brauche die US-Politik, erklärte Marco Rubio, als er Montagabend in Miami seine Bewerbung für die US-Präsidentschaft ankündigte: "Amerikas führende Politiker stecken in Ideen des 20. Jahrhunderts fest. Eine Breitseite gegen jene politischen Schwergewichte, mit denen der republikanische Senator jetzt in den Ring gestiegen ist. Mit gerade einmal 43 ist der US-Senator um ein Vierteljahrhundert jünger als die demokratische Favoritin Hillary Clinton, die ihm mit ihrer offiziellen Kandidatur gerade einmal einen Tag zuvorgekommen war.

Doch vorerst stehen dem Sohn zweier Auswanderer aus Kuba die Mitbewerber aus der eigenen Partei im Weg, allen voran jemand, der für ihn bisher väterlicher Freund und Förderer war: Jebb Bush. Der ehemalige Gouverneur von Florida hat viel dazu beigetragen, dass es Rubio trotz massiver Vorbehalte innerhalb der Partei 2010 in den US-Senat schaffte. Niemals, so gab sich der junge Aufsteiger damals als braver Schüler des Routiniers, werde er Bush herausfordern. Dass er es jetzt tut, bezeichnet die US-Zeitung New York Times als "Shakespear’sche Wendung" in einer langjährigen Beziehung.

Bushs dichtes Netzwerk

In dieser sind die Gewichte vorerst noch klar verteilt. Bush, obwohl noch nicht einmal offizieller Kandidat für die Präsidentschaft, hat längst ein dichtes Netzwerk an Geldgebern rund um sich aufgebaut. Als Mitglied der Bush-Dynastie mit immerhin zwei bisherigen Präsidenten und als Vertreter des ideologisch gemäßigten Wirtschaftsflügels der Republikaner hat er die Schwergewichte der Partei hinter sich. Die suchen nach einem Kandidaten, der der politischen Mitte zumindest nahekommt, dort, wo auch die Präsidentschaftswahlen 2016 voraussichtlich gewonnen werden.

Gerade in dem für diese Wahlen so entscheidenden Bundesstaat Florida hat Bush auch die großen Geldgeber vorerst hinter sich versammelt. 100 Millionen Dollar sollen bereits in seiner Wahlkampfkasse sein.

Doch Rubio ist ebenfalls seit Monaten auf der Jagd nach Finanziers. Noch liegen die Erfolgsmeldungen, die sein Team lanciert, im einstelligen Millionenbereich, doch der Senator hat inzwischen überall in den USA Unterstützungskomitees.

Liebling der Rechten

Zugute kommt Rubio dabei seine Beliebtheit bei der rechten republikanischen Basis, also vor allem der Tea-Party-Bewegung. Sie waren die Stütze des Exilkubaners bei den Senatswahlen in Florida. Der gab sich im Austausch linientreu bei den Lieblingsthemen der rechten Ideologen, dem Verbot von Homo-Ehe und Abtreibung und dem Recht auf Waffenbesitz.

Inzwischen aber hat der politische Aufsteiger einen Kurswechsel eingeleitet. Unangenehmen Fragen zum Thema Homo-Ehe weicht er inzwischen geschickt aus, oder plädiert für mehr Toleranz. Auch andere heikle Themen, wie etwa die illegale Einwanderung in die USA, behandelt Rubio vorerst wie eine heiße Kartoffel.

Die US-Grenzen dicht zu machen, wie das die Tea Party gerne hätte, würde jüngere Wähler und jene mit lateinamerikanischen Wurzeln abschrecken. Doch die beiden Gruppen sind das Hoffnungsgebiet des Exilkubaners. In einer nicht nur vom Personal, sondern auch von den politischen Einstellungen gefährlich überalterten Partei könnte er das neue junge Gesicht sein. Das macht ihn zum attraktiven Kandidaten, auch für die Geldgeber, selbst wenn er in den Umfragen vorerst unter ferner liefen liegt.

Schon jetzt gilt Hillary Clinton (67) mehr oder weniger als Fixstarterin für das Präsidentschaftsduell gegen ihren republikanischen Widerpart – wer immer das Rennen dort machen wird. 2008 schien das Weiße Haus schon in Reichweite für Clinton, doch dann kam ihr der junge und weitgehend unbekannte Barack Obama dazwischen. Wer könnte der Ex-Außenministerin innerparteilich diesmal in die Quere kommen?

Elizabeth Warren (65): Sie könnte für Clinton zur Gefahr aus dem Hinterhalt werden. Vor allem die Linken bei den Demokraten würden 2016 lieber die Senatorin aus Massachusetts als Kandidatin sehen als Clinton. Die frühere Harvard-Rechtsprofessorin machte sich als Streiterin für die Mittelschicht einen Namen und scheut auch nicht die Konfrontation mit Obama über die Wirtschaftspolitik.

Joe Biden (72): Er steht als braver Vizepräsident und Hintermann von Obama eher abgeschlagen im Schatten. Zwar hat er Jahrzehnte Erfahrung als Senator, aber auch ein loses Mundwerk und den Hang zu missverständlichen Gesten. Er kam etwa der Ehefrau von Verteidigungsminister Ashton Carter bei einem öffentlichen Auftritt allzu nahe.

Bernie Sanders (73): Er hat der Maschinerie Clintons bereits öffentlich den Kampf angesagt. Der schroffe Senator aus Vermont trägt den Titel „Sozialist“ mit Stolz. Ob sein Angriff von links Clinton etwas anhaben kann, ist aber fraglich.

Martin O’Malley (52): Er gilt als ausgesprochener Liberaler und tritt für die Abschaffung der Todesstrafe, die Legalisierung der Homo-Ehe, die Erhöhung des Mindestlohns und strengere Waffengesetze ein. Viele Demokraten stehen im kritisch gegenüber.

Kommentare