Johnson schreibt "bestes" Erdogan-Gedicht

Der Londoner Ex-Bürgermeister Boris Johnson gewinnt den Satire-Wettbewerb.
Das Magazin "The Spectator" hatte die Aktion aus Solidarität mit Jan Böhmermann gestartet.

Und die mit 1.290,57 Euro dotierte Auszeichnung für das beste satirische Gedicht über den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan geht an... Boris Johnson, Ex-Bürgermeister Londons und glühender Brexit-Befürworter. Mit einem reinemden Fünfzeiler (Limerick) konnte sich Johnson gegen zahlreiche Kontrahenten überraschend durchsetzen, schreibt die konservative britische Zeitschrift The Spectator, die den Aufruf aus Solidarität mit dem ZDF-Moderator und Satiriker Jan Böhmermann gestartet hatte.

Johnson schreibt "bestes" Erdogan-Gedicht

"There was a young fellow from Ankara
Who was a terrific wankerer
Till he sowed his wild oats
With the help of a goat
But he didn’t even stop to thankera."

Der Ex-Bürgermeister sprach unter anderem von einem "jungen Typen aus Ankara", der sich mit einer Ziege "die Hörner abstieß". Dem Magazin sagte Johnson, wenn jemand einen Witz über die Liebe zwischen dem türkischen Präsidenten und einer Ziege machen wolle, solle er dies in jedem europäischen Land tun dürfen, "auch in der Türkei". Der Juror Douglas Murray sagte dem britischen Guardian, dass die Zeitschrift Tausende Gedichte erhalten habe. Das Preisgeld wurde von einem Leser gespendet.

Böhmermann hatte in seiner Sendung ein ausdrücklich als "Schmähkritik" angekündigtes Gedicht über Erdogan vorgetragen und es in den Kontext einer Diskussion über die Grenzen von Satire und Meinungsfreiheit gestellt. Erdogan geht seitdem juristisch gegen Böhmermann vor. Das Hamburger Landgericht hat Teile des Gedichts verboten.

Johnson schreibt "bestes" Erdogan-Gedicht
Johnsons Markenzeichen: Die eigenwillige Frisur

Johnson: Böhmermann-Ermittlungen "Skandal"

Johnson bezeichnete die Ermittlungen gegen Böhmermann als "Skandal". Die Zeitschrift The Spectator nannte es nun "wunderbar", dass ein britischer politischer Anführer gezeigt habe, dass Großbritannien nicht vor dem "vermeintlichen Kalifen in Ankara" einknicken werde.

https://twitter.com/DouglasKMurray/status/722442347011776512
Douglas Murray (@DouglasKMurray

Johnson zeigte sich in einer ersten Stellungnahme überrascht. Er habe nicht damit gerechnet, dass sein Limerick überhaupt zum Wettbewerb zugelassen werde. Immerhin sei "wankerer" kein Wort - schreibt auch Murray auf Twitter. In seinem Blog erwähnt der Juror, dass es "schmutzigere" und bessere Gedichte gab als jenes von Johnson, der früher Chefredakteur beim Spectator war.

Ob die Entscheidung für den Gewinner gänzlich unvoreingenommen gefällt wurde, darf deshalb angezweifelt werden. Mittlerweile steht er an der Spitze der Befürworter eines EU-Austritts Großbritanniens, über den die Bürger am 23. Juni in einem Referendum abstimmen.

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