London-Anschlag: Terror-Experte zweifelt an IS-Bekenntnis

Forscher: Verschonung des Täters eigentlich nur bei Al-Kaida üblich

Der Terrorismusexperte Peter Neumann hat Zweifel an einer Täterschaft der Jihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) bei dem U-Bahn-Anschlag in London. "Selbstmord ist für den IS zwar kein Selbstzweck, doch eigentlich setzt nur noch Al Qaida auf Sprengstoffanschläge, bei denen die Täter verschont bleiben", sagte Neumann der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung".

Der IS hatte die Tat, bei der am Freitag 30 Menschen durch einen ferngezündeten Sprengsatz verletzt worden waren, für sich reklamiert. Gegen einen IS-Hintergrund spreche außerdem, dass die Gruppe in ihrer Propaganda in den vergangenen Jahren verstärkt für Angriffe mit Fahrzeugen und anderen Alltagsmitteln geworben habe, sagte Neumann der "FAS". Dazu passten auch die bisherigen Anschläge in diesem Jahr, die eindeutig auf den IS zurückgingen.

"Eine Bombe ist schwierig zu bauen, auch wenn es Anleitungen im Internet gibt", fügte der Forscher vom Londoner King's College hinzu. "Der Sprengsatz hat nicht richtig funktioniert, weshalb der Anschlag in den Internetforen der Dschihadisten auch nicht besonders gefeiert wird."

Offenbar hatten der oder die Täter viele Todesopfer unter den U-Bahn-Passagieren angestrebt. Britische Medien berichteten unter Berufung auf Polizeikreise, der Sprengsatz sei mit Nägeln gespickt und mit einem Zeitzünder versehen gewesen, die Zündung habe aber nicht richtig funktioniert.

Im Zuge der Ermittlungen wurde am Samstag in der englischen Hafenstadt Dover ein 18-jähriger Verdächtiger festgenommen. Die Polizei sprach von einer "bedeutenden Festnahme".

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