Libyen verkündet offiziell "Befreiung"

Zehntausende kamen zum Festakt, um das Ende von Gaddafis Herrschaft zu feiern. Indes meldete sich der flüchtige Saif al-Islam zu Wort.

Drei Tage nach dem gewaltsamen Tod des ehemaligen libyschen Machthabers Muammar al-Gaddafi hat das Land mit einem großen Festakt das Ende von dessen Herrschaft gefeiert. Zehntausende versammelten sich am Sonntag im Zentrum der Stadt Bengasi (Benghazi), wo der Aufstand gegen Gaddafi vor acht Monaten seinen Anfang genommen hatte. Dort verkündete der Übergangsrat offiziell die "Befreiung" des Landes. "Hiermit erklären wir der ganzen Welt, dass wir unser geliebtes Land mit seinen Städten, Dörfern, Hügeln, Bergen, Wüsten und dem Himmel befreit haben", sagte ein Vertreter des Rates.

Der Vorsitzende des Übergangsrates, Mustafa Abdul Jalil, machte sich für eine islamische Orientierung des Landes stark. Der Islam sollte Grundlage des Rechtes sein. Was
diesem widerspreche, sei "null und nichtig".

Saif al-Islam mit Botschaft

Unterdessen meldete sich der er letzte noch in Libyen untergetauchte Sohn Gaddafis: Er will den Kampf fortsetzen. In einer kurzen Audiobotschaft beschimpfte Saif al-Islam außerdem die NATO, die zum Sturz des Regimes beigetragen hatte. "Geht zur Hölle Ihr Ratten und NATO", zitierte der arabische Nachrichtensender Al-Arabiya am Sonntag den Gaddafi-Sohn. Auch dessen Vater hatte die früheren Oppositionstruppen und heutigen neuen Machthaber in Libyen regelmäßig als Ratten verunglimpft.

Die Übergangsregierung in Libyen hatte am Donnerstag noch mitgeteilt, sie habe auch Saif al-Islam gefasst. Dies stellte sich später als falsch heraus. Seitdem blühen Spekulationen über den Aufenthaltsort und Gesundheitszustand des Gaddafi-Sohnes. Gerüchten zufolge soll Gaddafis zweitältester Sohn am Fuß verletzt sein. Nach anderen Berichten soll er Rückverletzungen erlitten oder sogar einen Arm verloren haben. Zwischendurch hieß es sogar, er sei tot.

Ehefrau abgeschoben

Einen Schlussstrich unter die Ära Gaddafi zieht man in diesen Tagen nicht nur in Libyen, sondern auch im Nachbarland Algerien. Safia Gaddafi, zweite Ehefrau des getöteten Diktators, ist zusammen mit zwei Söhnen und einer Tochter Gaddafis aus Algerien ausgewiesen worden. Sie soll in einem der Emirate am persischen Golf untergekommen sein.

Der bizarre Streit um die Leiche des Diktators scheint inzwischen beigelegt. Sie soll nun an nicht näher genannte Angehörige übergeben werden. Diese dürften dann über Ort und Zeitpunkt des Begräbnisses entscheiden, erklärte ein Sprecher der Übergangsregierung. Vorerst aber wurde die Leiche obduziert. Erste Ergebnisse machen deutlich, dass Gaddafi an einer Schussverletzung starb. Welche, das ließ der untersuchende Arzt offen. Der vollständige Obduktionsbericht ist ausständig.

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