Libyen: Heimische Firmen warten auf "Rückkehr"

Libyen: Heimische Firmen warten auf "Rückkehr"
In Libyen engagierte Firmen aus Österreich - OMV, Strabag und Asamer - rechnen mit einer Wiederaufnahme ihrer Geschäfte frühestens im Herbst.

Seit Monaten haben in Libyen tätige Unternehmen aus Österreich ihre Geschäfte eingefroren: Der Bauriese Strabag hatte seinen Auftragsbestand von rund 350 Mio. Euro bereits für das erste Quartal 2011 aus den Auftragsbüchern herausgenommen. Die Asamer-Baustoffgruppe hatte ihre drei Zementfabriken bereits im Februar 2011 kontrolliert heruntergefahren. Seit März steht auch die Produktion der OMV still. Wann mit einer Wiederaufnahme der Produktion anlässlich der jüngsten Entwicklungen in Libyen zu rechnen ist, ist derzeit noch nicht abschätzbar.

Der Bauriese Strabag rechnet mit einer Entscheidung über eine mögliche Rückkehr frühestens im Herbst, sagte Konzernsprecherin Diana Klein. Die OMV geht bei der Wiederaufnahme ihrer libyschen Öl-Produktion "von mehreren Monaten" aus, dafür müsse die Lage im Land aber sicher werden, so OMV-Sprecher Sven Pusswald. Der in Wien ansässige Energieberater JBC Energy geht in einem Marktbericht davon aus, dass für das Erreichen der OMV-Produktion wie vor den Kampfhandlungen mindestens ein Jahr notwendig sein wird.
Auch die oberösterreichische Asamer-Baustoffgruppe, die drei Zementwerke in Libyen hat, warte darauf, dass sich "die Sicherheitslage im Land stabilisiere", sagte eine Asamer-Sprecherin. Die Anlagen könnten aber "relativ rasch" wieder in Betrieb genommen werden, so die Sprecherin weiter.

Vor den Kämpfen in Libyen hatte die OMV in Libyen 33.000 Fass Öl täglich produziert - dies entspricht einem Zehntel der Gesamtproduktion des Konzerns. Die OMV ist in Libyen an insgesamt acht Öl-Feldern beteiligt. Es gebe Schäden an der Infrastruktur, wie groß diese seien, könne man derzeit aber nicht abschätzen, so Pusswald weiter.

Libyen hatte vor dem Bürgerkrieg annähernd 1,8 Mio. Fass Öläquivalent (boe) Erdöl und Erdgas pro Tag produziert, rund 80 Prozent davon für den Export. Die Ölreserven des Landes werden auf über 46 Mrd. boe geschätzt. Sie sind laut der US-Energiebehörde EIA (Energy Information Administration) die größten Reserven auf dem afrikanischen Kontinent. Das Gaddafi-Regime kooperierte bei der Gewinnung mit mehreren ausländischen Unternehmen; an deren Spitze die italienische ENI mit einer Tagesproduktion von 244.000 boe, dahinter die deutsche BASF/Wintershall (100.000 boe) und die französische Total (55.000). Die OMV lag mit einer Tagesproduktion von rund 33.000 boe zuletzt auf Platz acht der größten ausländischen Erdölkonzerne in Libyen.

Dass die OMV ihre Produktion noch 2011 aufnehmen könnte, scheint unwahrscheinlich: Der in Wien ansässige Energieberater JBC Energy geht in einem Marktbericht davon aus, dass für das Erreichen der Produktion wie vor den Kampfhandlungen mindestens ein Jahr notwendig sein wird.

Hilfslieferungen

Die drei Unternehmen haben sich eigenen Angaben zufolge an Hilfslieferungen nach Libyen beteiligt bzw. Geldbeträge gespendet. So hatte die Asamer-Gruppe vergangene Woche einen zweiten Hilfskonvoi mit Medikamenten und Babynahrung mit Unterstützung der OMV, Hipp und Doka nach Bengasi geschickt.

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