Experte: IS-Chef Baghdadi "ist am Leben"

Al-Baghdadi im Juli 2015 im irakischen Mossul
Kurdischer Terrorabwehr-Experte widerspricht Berichten vom Tod desselbsternannten "Kalifen". Dieser soll sich in Raqqa aufhalten.

Ein ranghoher kurdischer Terrorabwehr-Experte hat Berichten widersprochen, der Anführer der Extremistenmiliz Islamischer Staat (IS) sei tot. Er sei sich zu 99 Prozent sicher, dass IS-Chef Abu Bakr al-Baghdadi lebe, sagte Lahur Talabani am Montag der Nachrichtenagentur Reuters.

"Baghdadi ist definitiv am Leben. Er ist nicht tot. Wir haben Informationen, dass er lebt. Wir glauben zu 99 Prozent, er ist am Leben." Seinen Erkenntnissen zufolge halte sich Baghdadi südlich der syrischen IS-Hochburg Raqqa auf.

"Vergessen Sie nicht, dass seine Wurzeln bis in die Zeit der Al-Kaida im Irak zurückreichen. Er versteckte sich damals vor den Geheimdiensten. Er weiß, was er tut", sagte Talabani.

Experte: IS-Chef Baghdadi "ist am Leben"
Karte Syrien und Irak, von Terrormiliz kontrollierte Gebiete in der Vergangenheit und derzeit GRAFIK 0685-17, 88 x 108 mm
Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte hatte vergangene Woche unter Berufung auf IS-Informanten gemeldet, Baghdadi sei tot. Weder die USA noch irakische und kurdische Vertreter konnten diese Information bestätigen. Baghdadis Tod wurde bereits mehrfach gemeldet, seitdem er 2014 im irakischen Mosul ein Kalifat ausgerufen hatte. Im Juni hatte das russische Verteidigungsministerium erklärt, der IS-Chef sei möglicherweise bei einem Luftangriff am 28. Mai am Rande Raqqas ums Leben gekommen.

Russland kann Tod noch immer nicht bestätigen

Russland kann den Tod des IS-Anführers aber auch nach einmonatigen Ermittlungen nicht eindeutig bestätigen. "Wir haben keine genaueren Erkenntnisse", sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Montag in Moskau. Es gebe weiterhin widersprüchliche Informationen, die noch von den Behörden überprüft werden, sagte er der Agentur Tass zufolge.

Kalifat vor dem Kollaps

Der IS ist nach monatelangen Kämpfen aus der irakischen Metropole Mossul vertrieben worden. Auf seine syrische Hochburg Raqqa rücken die syrische Armee und kurdische Milizen vor. Damit steht das von Baghdadi ausgerufene Kalifat vor dem Kollaps.

Nach Einschätzung Talabanis ist der IS trotz angeschlagener Moral aber noch lange nicht vernichtet. Die Extremisten änderten ihre Taktik. Er rechne damit, dass der IS nach den Niederlagen einen Aufstand im Stil der Al-Kaida führen werde. Als künftige Anführer des IS sieht er Geheimdienstoffiziere, die unter dem früheren irakischen Machthaber Saddam Hussein gedient hätten. Ihnen wurde bereits nachgesagt, sie hätten die Strategie des IS entworfen.

Kommentare