Kritik an Breiviks Anwälten

Kritik an Breiviks Anwälten
Dem Verteidigerteam wird vorgeworfen, sich vor dem Prozess durch ein Foto-Shooting unangemessen in Szene gesetzt zu haben.

Im Gerichtssaal wird der geständige Massenmörder Anders Behring Breivik flankiert von zwei seiner Verteidiger - Geir Lippestad und Vibeke Hein Baera.

Während sich das Gericht in Oslo darum bemüht, dem Attentäter Breivik möglichst keine öffentliche Plattform für seine krausen Ideologien zu bieten, sieht sich der Anwalt Lippestad dem Vorwurf ausgesetzt, sich und sein vierköpfiges Team unangemessen in Szene zu setzen.

Der Grund sind Fotos, die vor Prozessbeginn geschossen wurden und ihn und seine drei Kollegen zeigen, als wären sie einer US-Anwaltsserie entsprungen. Geschmacklos, meinen Kritiker, soll Lippestad doch den Mann verteidigen, der mit dem Massaker von Norwegen ein ganzes Land traumatisiert hat.

"Das sind öffentlich ernannte Verteidiger, keine Fotomodelle", empörte sich der PR-Experte Hans Geelmuyden in der Zeitung Aftenposten. Was Lippestad so nicht auf sich sitzen lassen will: "Ich denke nicht, dass die Bilder unpassend sind." Dem Fotografen habe er keine Anweisungen gegeben. "Wir haben aber darauf geachtet, dass wir nicht lächeln und anständig angezogen sind."

Der 1964 geborene Jurist vermittelt bei Interviews stets überzeugend Ernst und Würde, wenn er - mit schwarzer Krawatte zum Zeichen der Trauer über die Opfer - seinen fast unmöglichen Auftrag zu erklären versucht. "Ich habe nicht gleich ja gesagt, sondern mir das schon sehr genau überlegt nach diesem völlig einzigartigen Verbrechen", sagte er dem Sender NRK.

Überraschende Wahl

Aber warum hat der rechtsradikale Breivik ausgerechnet ihn, einen zeitweise als Kommunalpolitiker aktiven Sozialdemokraten, als Wahlverteidiger benannt? Er wisse es nicht, sagt Lippestad zu dieser oft gestellten Frage. Falle es ihm doch allein schon schwer, die Aussagen seines Mandanten "vernünftig wiederzugeben".

Ein Grund, dass die Wahl Breiviks auf ihn fiel, könnte darin liegen, dass Lippestad 2002 den norwegischen Rechtsradikalen Ole Nicolai Kvisler nach der rassistisch motivierten Ermordung eines dunkelhäutigen Jugendlichen verteidigte. Kvisler wurde mit zwei Gesinnungsgenossen schuldig gesprochen und zu 15 Jahren Haft verurteilt.

 

 

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