Kohl gibt Schröder Schuld an Schuldenkrise

Fotos von Gerhard Schröder und Helmut Kohl auf der Leipziger Buchmesse 2010.
Der Altkanzler sieht die Fehlentwicklungen im Euroraum als "Schandstück" deutscher Politik.

Der frühere deutsche Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) macht in einem demnächst erscheinenden Buch die rot-grüne Regierung unter seinem Nachfolger Gerhard Schröder (SPD) für die Schuldenkrise in Europa verantwortlich. Wie die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung (FAS) in ihrer neuen Ausgabe berichtet, kreidet Kohl der Nachfolgeregierung zwei schwere Fehler an.

Stabilitätspakt aufgeweicht

Kohl gibt Schröder Schuld an Schuldenkrise
epa03760896 Former German Chancellor Helmut Kohl speaks during the unveiling of the monument in honour of Kaethe Kollwitz in Berlin, Germany, 26 June 2013. The Ernst Freiburg Foundation has placed a monument in honour of German artist Kaethe Kollwitz (1867-1945) along the Spree on the 'Road of Recollection'. EPA/MICHAEL KAPPELER
Diese habe Griechenland zu früh in die Eurozone aufgenommen und den Euro-Stabilitätspakt aufgeweicht. "Beide Entscheidungen gehören zu den wesentlichen Fehlentwicklungen, die wir in der EU, im Euroraum, in einzelnen Mitgliedstaaten und darüber hinaus insgesamt erleben müssen und zu Recht beklagen", schreibt Kohl demnach in seinem Buch "Aus Sorge um Europa", das er am Montag gemeinsam mit dem neuen EU-Kommissionspräsidenten Jean-Claude Juncker in Frankfurt am Main vorstellen will. Diese Fehlentwicklungen seien dann durch Fehlentscheidungen an den Finanzmärkten noch verstärkt worden. "Was hier passiert ist, ist wirklich ein Schandstück deutscher Politik", schreibt Kohl dem Bericht zufolge.

Der frühere Bundeskanzler wendet sich auch gegen Kritik, wonach Konstruktionsfehler beim Euro oder beim Bau Europas zur Schuldenkrise geführt hätten. Er sei froh darüber, "den Euro als feste Klammer für Europa zu haben". Die mit dem Euro verbundenen Hoffnungen für eine tiefere europäische Zusammenarbeit würden sich erfüllen, "wenn wir beim Euro Schritt für Schritt, aber schnellstmöglich wieder zu einer Gemeinschaft der Stabilität und der Rechtstreue zurückkehren", mahnt Kohl dem Bericht zufolge.

"An Warnungen hat es auch nicht gefehlt", Kohl über die Aufnahme Griechenlands in die Eurozone

Weiter schreibt der CDU-Politiker laut FAS, dass die EU nun solidarisch zu Griechenland stehen müsse. Zugleich betont er, dass es mit ihm als Bundeskanzler keine Zustimmung gegeben hätte, Griechenland von Anfang an in den Euroraum aufzunehmen. Das Land habe sich schon damals in einer Situation befunden, "die jedem, der genauer hinsah, nicht verborgen geblieben sein konnte, und an Warnungen hat es auch nicht gefehlt", schrieb der Altkanzler.

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