Kohl-Beisetzung: Trauer- statt Staatsakt

Flaggen auf Halbmast, Symbolbild
Der offizielle Abschied vom deutschen Altkanzler Kohl findet am Samstag in Straßburg und in Speyer statt.

Mit für Deutschland und Europa einmaligen Trauerfeiern wird am Samstag offiziell Abschied vom verstorbenen deutschen Altkanzler Helmut Kohl genommen. Nach einem europäischen Trauerakt in Straßburg wird Kohl in Speyer beigesetzt. Die Feierlichkeiten sorgten vor allem wegen des Verzichts auf einen nationalen Staatsakt für Debatten. Antworten auf die wichtigsten Fragen rund um die Trauerfeiern:

Warum gibt es einen europäischen Trauerakt?

Die Zeremonie ist ein Novum für die Europäische Union. Damit sollen vor allem die Verdienste Kohls um die europäische Einigung gewürdigt werden. Für den Ehrenbürger Europas wird es deshalb den Trauerakt im Europaparlament in Straßburg geben. Die Idee eines europäischen Staatsakts brachte der EU-Kommissionspräsident und Kohl-Vertraute Jean-Claude Juncker schon kurz nach dem Tod des langjährigen Kanzlers ins Gespräch.

Auf Wunsch von Kohls Witwe Maike Kohl-Richter wird es keinen zusätzlichen nationalen Staatsakt für den im Alter von 87 Jahren verstorbenen Altkanzler geben. Dies stieß in Deutschland zum Teil auf Unverständnis.

Wie wird der Trauerakt in Straßburg gestaltet?

Die Zeremonie am Samstag im Europaparlament beginnt um 11.00 Uhr und soll etwa zwei Stunden dauern. Der Sarg wird mit der Europaflagge bedeckt sein. Als Redner sind unter anderem Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), Kommissionspräsident Juncker, der französische Präsident Emmanuel Macron und der frühere US-Präsident Bill Clinton vorgesehen. Auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier wird an der Zeremonie teilnehmen, aber keine Rede halten.

Wie wird der Sarg nach Deutschland gebracht?

Nach dem Trauerakt wird der Sarg mit einem Hubschrauber nach Deutschland geflogen. Die Europaflagge wird gegen die deutsche Flagge ausgetauscht. Der Hubschrauber soll in der Nähe von Kohls Heimatstadt Ludwigshafen an der Stelle landen, wo Kohl auch in seiner Zeit als Kanzler ankam. Danach ist am Samstagnachmittag eine Fahrt durch Ludwigshafen geplant, bevor der Sarg kurz vor 16.00 Uhr an Bord eines Schiffs auf dem Rhein gebracht wird. Die MS Mainz fährt zusammen mit weiteren Begleitschiffen den Fluss entlang bis nach Speyer, wo Kohl seine letzte Ruhestätte finden soll.

Welche Feierlichkeiten sind in Speyer geplant?

In Speyer ist zunächst um 18.00 Uhr ein Pontifikalrequiem im Dom geplant, dem Kohl seit Jahrzehnten eng verbunden war. Auch viele Staatsgäste führte er während seiner Kanzlerschaft in die größte erhaltene romanische Kirche Europas. An dem Requiem nehmen nur geladene Gäste teil. Der Gottesdienst wird auf einen Großbildschirm im südlichen Domgarten übertragen, wo nach Angaben des Bistums Platz für 3.000 Menschen ist. Nach dem Requiem ist kurz vor 20.00 Uhr auf dem Domplatz ein militärisches Ehrengeleit geplant, bevor Kohl im Familien- und Freundeskreis beigesetzt wird.

Wo wird Kohl beigesetzt?

Kohls letzte Ruhestätte soll auf dem Friedhof des Domkapitels im Schatten der Friedenskirche St. Bernhard in Speyer liegen. Dies entspricht laut dem Bistum Speyer dem Wunsch Kohls. Er wird damit nicht im Familiengrab in Ludwigshafen beigesetzt, wo seine erste Frau Hannelore begraben liegt.

Warum sind die Trauerfeiern umstritten?

Vor allem der Verzicht auf einen nationalen Staatsakt sorgte für Irritationen. Für eine Zeremonie in Berlin setzte sich auch Kohls Sohn Walter ein, der auch nicht an der privaten Beisetzung seines Vaters in Speyer teilnehmen will. Der erbitterte Streit zwischen ihm und der Witwe Kohls überschattete die Vorbereitungen für die Trauerfeiern stark.

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