Smalltalken für ein gutes Klima

„Komm mit mir, wenn du überleben willst“: So wirbt Arnold Schwarzenegger mit Rupprechter für Erneuerbare Energien
Der Tiroler Umweltminister zwischen Arnie, Al Gore und den entscheidenden Verhandlungen.

Es ist wieder spät geworden Freitagnacht, wie schon in den Nächten davor. Minister Andrä Rupprechter sitzt im winzigen Delegationsbüro der Österreicher und bespricht sich mit seinen Mitarbeitern.

Zwölf Fachbeamte seines Ministeriums sind mit ihm bei der 21. UN-Klimakonferenz in Brüssel. Rupprechter führt als Regierungsvertreter Österreichs die Verhandlungen für ein neues Klimaschutzabkommen.

Verhandlungs-Update

Smalltalken für ein gutes Klima
Weltklimagipfel COP 21
An diesem Freitagnachmittag lässt er sich einen Zwischenstand der Verhandlungen geben, aus den Untergruppen wo über "Capacity Building", "Adoption" oder "Mitigation" gesprochen wird. "Hier gibt es die einzigartige Chance auf ein globales Klima-Abkommen. Da hat man schon das Gefühl, bei etwas Großem dabei zu sein, es geht um unsere Zukunft." Er selbst verhandelt in der Arbeitsgruppe "Workstream II", in der es um Maßnahmen bis 2020 geht. "Klimawandel findet statt, wir müssen unsere Treibhausgase bis 2050 um 80 oder 90 Prozent reduzieren. Weil ich hoffe, dass meine beiden Buben auch im Jahr 2050 noch Ski fahren gehen können bei uns in Tirol. Auch wenn sie wohl nicht mit einem normalen Auto fahren werden, sondern eine neue Form des Transports nützen werden. "

Im Büro der Österreicher sind viele schon sehr müde, einige seiner Experten verhandeln schon seit 12 Tagen. Rupprechter ist seit Sonntagnachmittag da. Drei Personenschützer des Einsatzkommando Cobra sind ständig bei ihm, "sogar, wenn ich aufs Klo gehe", sagt Rupprechter. Das Innenministerium bestand darauf, schließlich ist Frankreich als Folge der jüngsten Terroranschläge offiziell im "Ausnahmezustand".

"Dass auch Nächte durchverhandelt werden, kenn ich ja gut von den Sitzungen in Brüssel, daran bin ich eigentlich gewöhnt", sagt er. Am Gipfel sollen die Experten die technischen Fragen klären, die Politiker dann die politischen Entscheidungen treffen.

Dazwischen dann noch diverse offizielle Termine. Am Mittwoch ein Abendessen auf Einladung von Klimagipfelchef Laurent Fabius, am Tisch neben den Ministerkollegen aus Jordanien und Ägypten. "Die wussten, dass wir Österreicher ein großes Know-how bei der Abfallwirtschaft haben, auch dort kann viel Kohlendioxid vermieden werden. Also haben wir gleich ausgemacht, dass wir demnächst mit einer Wirtschaftsdelegation zu ihnen kommen. Davon profitieren wiederum unsere Unternehmen." Das kann der Tiroler gut, Hände schütteln, Netzwerken, Small Talk und auch Schmäh führen, mit dem ehemaligen US-Vizepräsident Al Gore, dem Umweltminister von Bhutan oder einem Indigenen aus Brasilien.

Das Netzwerken hat er in Brüssel perfektionieren müssen. Sechs Jahre lang arbeitete er dort als "Direktor" für Ländliche Entwicklung im Europäischen Rat. Und weil die Arbeitssprache in Brüssel neben Englisch vor allem Französisch ist, spricht er zwei Fremdsprachen fließend und damit um zwei mehr als viele seiner Ministerkollegen in Wien.

Kritik an seinem Amtsverständnis, etwa jene der Grünen, weil er Arnold Schwarzenegger die Hälfte seiner Redezeit im Plenum überlassen hat, findet er "lächerlich. Ich wundere mich schon, wie man kritisieren kann, der Zivilgesellschaft so eine große Bühne zu geben. Schwarzenegger führt eine der größten NGO im Bereich der Erneuerbaren Energien. Sogar Gipfelchef Fabius wollte danach, dass ich einen Kontakt herstelle."

China, der weltweit größte Luftverschmutzer, sorgt am UN-Klimagipfel in Paris einmal mehr für schlaflose Nächte. Die beiden Chefverhandler aus dem Reich der Mitte, Su Wei, der als einer der härtesten Verhandler beim Klimagipfel gilt, und Umweltminister Xie Zhenhua, der deutlich milder gestimmt ist, wollen das Donnerstagnacht vorgelegte Kompromisspapier nicht akzeptieren.

Telefon-Diplomatie

Gipfel-Chef Laurent Fabius rief deshalb noch in der Nacht Frankreichs Präsidenten François Hollande an, der sofort in Washington Präsident Barack Obama verständigte. Obama rief umgehend in Peking Staatspräsident Xi Jinping an, um doch noch Auswege zu finden. Ergebnis: Vorerst unbekannt.

China, das ist bekannt, will, dass im Klimavertrag deutlicher zwischen den CO2-Reduktionsverpflichtungen der Industrieländer und der Entwicklungsländer, zu denen auch China zählt, unterschieden wird. Und sie wollen nicht die vorgesehene Überprüfung dieser Ziele alle fünf Jahre. Doch genau darauf beharren die Europäer – und die USA .

Die Ölstaaten, vor allem Saudi-Arabien, das am allerwenigsten Interesse an Klimazielen hat und das damit verbundene Ende der fossilen Brennstoffe (Öl, Gas, Kohle), wollen wiederum nicht, dass als Ziel eine Begrenzung des Anstiegs der Erderwärmung auf 1,5°C festgeschrieben wird. Auch Russland, reich an Erdgas, ist gegen das 1,5°-Ziel.

Die Allianz von 39 kleinen Inselstaaten hat aber längst klargestellt, dass sie nur zustimmen, wenn das 1,5°C-Ziel genannt wird.

All diese Differenzen führten dazu, dass Gipfelchef Fabius das Gipfelende um 36 Stunden auf Sonntagfrüh verschoben hat. Die Konferenz steht auf der Kippe. Umweltschutzorganisationen wundern sich zudem, wie die Klimaziele eigentlich erreicht werden sollen, da im Vertrag das Wort "De-Karbonisierung" (also ein Stopp jener Energieträger, die CO2 verursachen) als auch konkrete Reduktionsziele (minus 90 Prozent CO2 bis 2050) nicht mehr erwähnt werden.

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