Steinbrück, Genosse mit Gefühl fürs Geld

epa03524408 Germany's opposition Social Democrat Party (SPD) chancellor candidate Peer Steinbrueck, delivers a speech at the start of the election campaign of the SPD for the Lower Saxon state elections 2013 at Nordseehalle in Emden, Germany, 04 January 2013. Later this month a bellwether state election will be held in Lower Saxony - a key political test before a national vote in September. EPA/CARMEN JASPERSEN
Immer neue Enthüllungen über Jobs in der Lobbyzone von Politik und Wirtschaft verhageln den SPD-Wahlkampf.

Seit seiner Nominierung zum SPD-Herausforderer von Kanzlerin Merkel im September ist Peer Steinbrück fast nur mit Geld-Themen in den Medien – mit negativer Resonanz. Und fast täglich gibt es Nachschub: Steinbrücks einstige Bemühungen um einen Topjob im Sparkassensektor erklären nun seine Kritik am – für ihn – zu niedrigen Kanzlereinkommen. Und gestern wurde bekannt, dass er im Aufsichtsrat des größten deutschen Stahlkonzerns 170.000 Euro verdiente und dafür um niedrigere Strompreise lobbyierte.

Laut vom Handelsblatt zitierter Protokolle des Thyssen-Krupp-Aufsichtsrats war Steinbrück nur an acht von 14 Sitzungen in seinem zweijährigen Mandat dabei, das er wegen seiner Kandidatur nun zurücklegt. Das machte gut 21.000 Euro pro Sitzung.

Das ist gesetzeskonform. Wie sein Handeln als Aufsichtsratsmitglied dafür: Weil die Stahlkocher als Großverbraucher besonders stark durch die einst von Rot-Grün eingeführte und inzwischen explodierende Umlage für Erneuerbare Energien betroffen waren, versprach Steinbrück, sich um eine Ausnahme zu bemühen. Und tat das auch. Sein Problem ist aber nun, dass er die seither sture rot-grüne Blockade der von der Regierung Merkel geplanten Strompreisbremse für Haushalte verteidigt. Und dass er Industrie und Wirtschaft vehement für zu hohe Manager-Löhne kritisiert.

Noch mehr tut er das bei den Banken, sie sind der verbale Hauptgegner im SPD-Wahlkampfkonzept. Auch das ist für Steinbrück peinlich: 1998 bemühte er sich als scheidender Wirtschaftsminister von Schleswig-Holstein selbst intensiv um den mit 400.000 Euro im Jahr bestbezahlten, aber fast nur repräsentativen Sparkassenjob des Nordbundeslandes.

"Genosse der Bosse"

Weil er "überheblich und ungeschickt" agierte, vergab die damalige SPD-Regierungschefin den Job an einen anderen Genossen, wie FAS und Welt am Sonntag belegen. Steinbrücks umstrittene Kritik am "im Vergleich zu einem Kreissparkassendirektor viel zu niedrigen Kanzlereinkommen" (brutto mit Abgeordneten-Gehalt 300.000 Euro/Jahr) erscheint nun in noch anderem Licht.

"Genosse der Bosse", nannten Medien einst SPD-Kanzler Gerhard Schröder, der mit dem Image Wechselwähler im bürgerlichen Lager gewann. Den Titel geben sie nun Steinbrück. Immerhin war die von ihm als Finanzminister in Merkels Großer Koalition erworbene Wirtschaftskompetenz das Hauptmotiv der SPD für ihn. Seit er auf Druck des linken Flügels aber zum harschen Kritiker des Kapitalismus mutierte, wird sein persönlicher Zwist zu einem immer größeren Handicap im SPD-"Gerechtigkeitswahlkampf".

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