Türkei lässt Kurden-Miliz nach Kobane

Irakische Peschmerga
Die Türkei vollzieht einen Kurswechsel und erlaubt den irakischen Peschmerga den Zugang nach Syrien.

Trotz des problematischen Verhältnisses der Türkei mit den kurdischen Kämpfern hat die Türkei Peschmerga-Milizen aus dem kurdischen Nordirak Zugang zu ihren Waffenbrüdern in der eingeschlossenen Stadt Kobane in Syrien verschafft. Der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu sagte am Montag in Ankara, man helfe den Peschmerga beim Grenzübertritt.

Kurdische Kämpfer wehren seit Wochen den Ansturm der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) auf Kobane ab. Die Hauptlast tragen dabei bisher die kurdischen Volksschutzeinheiten (YPD), die mit der von der Türkei als Terrororganisation bekämpften PKK verbündet sind. Die türkische Regierung weigerte sich bisher, kurdischen Kämpfern von YPD und PKK den Zugang über türkisches Gebiet nach Kobane zu ermöglichen.

USA versorgen Kämpfer mit Waffen

US-Flugzeuge haben indes erstmals Waffen für die kurdischen Kämpfer gegen die Terrormiliz IS in Nordsyrien abgeworfen. Wie das US-Zentralkommando in Florida mitteilte, versorgten C-130-Transportmaschinen die Kurden am Sonntagabend nahe der Grenzstadt Kobane mit mehreren Ladungen von Waffen, Munition und medizinischen Gütern. Die Lieferungen seien von kurdischen Stellen im Irak zur Verfügung gestellt worden, hieß es weiter. Die Aktion solle dazu beitragen, die Verteidigung der Stadt gegen den Ansturm des IS aufrechtzuerhalten. Die Kurden haben inzwischen die Lieferung bestätigt und hoffen auf weitere Unterstützung.

Zugleich setzen die USA ihre Luftangriffe gegen die Dschihadisten fort. Demnach hat es bisher allein mehr als 135 solcher Schläge gegen die extremistischen Angreifer bei Kobane gegeben. Es gebe Hinweise darauf, dass diese Luftangriffe zusammen mit dem Widerstand am Boden den Vormarsch des IS auf die Stadt verlangsamt habe. Hunderte Kämpfer dieser Gruppe seien getötet und zahlreiche Ausrüstungsteile und Kampfstellungen zerstört oder vernichtet worden.

Die syrischen Kurden haben bereits bestätigt, dass sie über das US-Militär mit Waffen zur Verteidigung der Stadt Kobane versorgt wurden. Außenstehende halten die US-Hilfe für wesentlich. "Ohne Zweifel wird die Ankunft der Waffen den Verlauf des Kampfes verändern", sagte Rami Abdel Rahman, der Leiter der syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte, am Montag. Geliefert worden seien leichte und mittelschwere Waffen, Maschinengewehre, panzerbrechende Waffen, Munition und medizinische Hilfsgüter.

Kerry verteidigt US-Vorgehen

US-Außenminister John Kerry hat die Unterstützung der USA für kurdische Kämpfer in Stadt Kobane gegenüber der Türkei verteidigt. Es wäre "unverantwortlich" und "moralisch sehr schwierig", die Kurden im Kampf gegen den IS nicht zu unterstützen, sagte Kerry am Montag bei einem Besuch in der indonesischen Hauptstadt Jakarta. Kerry beschwichtigte zugleich die türkischen Verbündeten. "Wir haben mit der türkischen Regierung gesprochen - ich und auch der Präsident, und haben klargestellt, dass dies keine Änderung in der Politik der Vereinigten Staaten darstellt", sagte Kerry in Bezug auf die kurdischen Milizen, die im Nordsyrien und in der Türkei für ihre Selbstbestimmung kämpfen. Es handle sich um "eine Krisensituation, einen Notfall".

Zivile Opfer

Am Wochenende hatten sich Kurden und Islamisten die heftigsten Kämpfe seit Tagen um Kobane geliefert. Die Miliz "Islamischer Staat" nahm die kurdischen Verteidiger dabei wieder verstärkt unter Beschuss, berichtete die syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Der Kampf um die strategisch wichtige Stadt an der türkischen Grenze tobt bereits seit einem Monat. Seitdem sind nach Angaben der Regierung in Ankara rund 200.000 Menschen aus der Gegend in die Türkei geflohen.

Nach Angaben der Beobachtungsstelle kam es bei den US-Luftangriffen in Syrien auch zu zivilen Opfern. Sieben seien ums Leben gekommen, als am Freitag eine Gasanlage in der Nähe der Stadt al-Khasham in der östlichen Provinz Deir al-Zor getroffen worden sei. Weitere drei Zivilisten seien Donnerstagnacht in der nordöstlichen Provinz al-Hassakah ums Leben gekommen. Das US-Militär erklärte, entsprechende Berichte prüfen zu wollen.

Für den Irak kommt nun aber auch australische Unterstützung im Kampf gegen den IS hinzu: Die Regierungen in Canberra und Bagdad einigten sich mit Verzögerung auf die Rechtsgrundlage für den Einsatz von 200 australischen Spezialkräften. Australien war eines der ersten Länder, das sich der US-geführten Koalition gegen die Dschihadisten anschloss.

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