Jetzt verlässt auch Syriens reiche Elite die Heimat
Der libanesisch-syrische Grenzübergang Masnaa: Schon mehr als eine halbe Million Syrer haben dieses Nadelöhr passiert und sich im Nachbarland in Sicherheit gebracht. In den vergangenen Tagen stieß eine neue soziale Gruppe zu diesem „Treck der Elenden“. Auffällig viele gut gekleidete Männer und Frauen, Letztere in eleganten High Heels, flüchteten in den Zedernstaat. Es ist die (wirtschaftliche) Elite Syriens, die jetzt angesichts der drohenden Militärschläge das Weite sucht.
„Es war Zeit zu gehen“, sagte der Businessman Salah Abur Rahman dem britischen Guardian, „denn was immer nun auch kommen mag, es wird eine Riesenzerstörung geben, so oder so.“ Und der Mann hat offenbar Insider-Informationen: „Mein Onkel ist ein hoher Offizier und Entscheidungsträger. Aber die einzige Entscheidung, die er diese Woche trifft, ist, wo sie Schutz finden vor den amerikanischen Angriffen.“
Auch die in Damaskus verbliebene Zivilbevölkerung richtet sich auf das offenbar bevorstehende Bombardement ein. Die Menschen verbarrikadieren die Fenster ihrer Wohnungen und Häuser, decken sich mit Lebensmitteln ein, legen Wasservorräte an und kaufen Batterien für Taschenlampen beziehungsweise Kerzen.
Gerüchte um Assad
Indes zitiert eine israelische Zeitung ein libanesisches Blatt: Angeblich hält sich Syriens Machthaber Bashar al-Assad, 47, samt Familie in Teheran auf. Dort bespreche er mit der iranischen Führung mögliche Reaktionen auf einen Angriff des Westens. Eine Bestätigung für dieses Gerücht gibt es aber nicht.
Valider hingegen scheint ein Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg zu sein. In diesem wird unter Berufung auf nicht genannte UN-Quellen der jüngere Bruder Assads beschuldigt, den Befehl zu dem Giftgas-Angriff erteilt zu haben. Maher al-Assad, 45, der 2011 auch schon einmal auf Demonstranten das Feuer eröffnen ließ, gilt als äußerst brutal. Und impulsiv: 1999 schoss er bei einem Familienstreit seinem Schwager in den Bauch und sich selbst damit aus dem Rennen um den Präsidentenposten nach dem Tod seines Vaters Hafez al-Assad im Jahr 2000. Maher al-Assad kommandiert die Elitesoldaten der Republikanischen Garde, die 20.000 bis 25.000 Mann umfassen soll und für Damaskus zuständig ist.
Die Gesamtzahl der syrischen Soldaten liegt laut Schätzungen bei 180.000 Mann. Dazu kommen rund 100.000 paramilitärische Kräfte (Stand 2009). Gefahr droht den westlichen Bombern weniger von den 365 syrischen Kampfjets, denn von diesen dürfte ein Großteil gar nicht einsatzbereit sein, sondern viel mehr von den Tausenden Boden-Luft-Raketen aus russischer Produktion.
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