Jean-Marie Le Pen: Geheimkonto in der Schweiz

Jean-Marie Le Pen
Millionen auf der Schweizer Bank: Le Pens Gelder unter der Lupe.

Neuen Wirbel um den Gründer der rechtspopulistischen Front National (FN), Jean-Marie Le Pen. Laut einem Medienbericht soll er mehr als zwei Millionen Euro auf einem Konto in der Schweiz versteckt haben. Die Staatsanwaltschaft von Nanterre bestätigte am Dienstag, dass sie von der Anti-Geldwäsche-Behörde Tracfin über den Verdacht informiert wurde. Le Pen bezeichnete die Vorwürfe als Teil einer Kampagne gegen die FN.

Das für seine Enthüllungen bekannte Online-Nachrichtenmagazin "Mediapart" hatte am Montag berichtet, dass Le Pen über eine Treuhandgesellschaft 2,2 Millionen Euro bei der Großbank HSBC und später bei der schweizerischen Privatbank CBH versteckt habe. 1,7 Millionen Euro davon seien in Form von Goldbarren und Münzen angelegt worden. Als Rechtsvertreter der Treuhandgesellschaft sei Le Pens persönlicher Assistent Gerald Gerin eingesetzt worden.

Bisher keine Beweise

Aus mit der Angelegenheit vertrauten Kreisen verlautete, die Vermögenserklärung des Europaabgeordneten Le Pen werde derzeit von der Hohen Behörde für Transparenz im öffentlichen Leben (HATVP) unter die Lupe genommen. Es gebe den Verdacht, dass es eine Treuhandgesellschaft in der Schweiz gebe, aber bisher sei nicht bewiesen, dass Le Pen Nutznießer sei. Die Staatsanwaltschaft von Nanterre geht nach eigenen Angaben den Hinweisen auf ein geheimes Konto in der Schweiz nach. Sie äußerte sich aber nicht zur Höhe der Summe oder zu Details der Affäre.

Im April 2013 hatte Le Pen zugegeben, 1981 ein Konto bei der Schweizer Bank UBS gehabt zu haben. Außerdem ermittelt die Justiz seit Ende 2013 gegen Le Pen wegen eines auffälligen Vermögenszuwachses in Höhe von 1,1 Millionen Euro. Le Pen sagte nun im Sender France Inter über die neuen Vorwürfe, diese seien "Teil einer gegen uns gestarteten Generaloffensive".

FN-Vizechef Florian Philippot sagte dem Sender i-Tele, er sei über die Angelegenheit "überhaupt nicht auf dem Laufenden". Philippot fügte hinzu, er habe mit Le Pens Tochter, FN-Chefin Marine Le Pen, darüber gesprochen. Sie wisse ebenfalls nichts davon und erwarte "wie wir alle Aufklärung und Erklärungen von Jean-Marie Le Pen".

Auseinandersetzung mit Tochter

Die neuen Vorwürfe treffen Jean-Marie Le Pen mitten in einer heftigen Auseinandersetzung mit seiner Tochter über den Kurs der FN. Weil er zum wiederholten Male die Gaskammern der NS-Konzentrationslager als "Detail" der Geschichte bezeichnet hatte, brach die Parteichefin kürzlich mit ihrem 86-jährigen Vater und zwang ihn zum Verzicht auf eine Kandidatur bei den Regionalwahlen im Dezember. Die FN-Spitze will am 4. Mai über mögliche disziplinarische Maßnahmen gegen den Ehrenvorsitzenden entscheiden.

Seit der Übernahme der FN-Führung im Jahr 2011 versucht Marine Le Pen, ihre Partei aus der rassistischen und antisemitischen Ecke zu holen, um sie für eine breitere Schicht wählbar zu machen. Ihr mehrfach unter anderem wegen Volksverhetzung verurteilter Vater hatte die FN 1972 mitgegründet und vier Jahrzehnte lang geführt.

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