Jagd nach Kims Milliarden

Die UNO will dem drohenden Jung-Diktator die geheimen Konten zudrehen.

„Sobald der Befehl erteilt ist, sollt ihr die Hüften der verrückten Feinde brechen, ihre Luftröhre durchschneiden und ihnen deutlich zeigen, was ein wirklicher Krieg ist.“ Einmal mehr schöpfte Nordkoreas Diktator Kim Jong Un am Dienstag aus seinem prallen Wortschatz der Kriegsdrohungen. Bei einer militärischen Besichtigungstour soll der 30-Jährige mit dem Beschuss einer südkoreanischen Insel gedroht haben. Den seit 60 Jahren geltenden Waffenstillstandsvertrag mit Südkorea hatte er da schon einseitig aufgekündigt. Und nach wie vor aufrecht bleibt seine Drohung eines „atomaren Erstschlages gegen die USA“.

Was den jungen Diktator dazu treibt, verbal wie wild um sich zu schlagen, sind offenbar vor allem die jüngsten Finanzsanktionen der UNO gegen Nordkorea. Dem Regime in Pjöngjang soll der Geldhahn zugedreht werden. Kein Dollar soll mehr auf offiziellem Weg nach Nordkorea gelangen, auf keinem Konto soll noch Vermögen für Kim Jong Un und dessen Günstlinge verfügbar sein.

Wohlgenährt

Große Summen braucht der Diktator nicht nur für sein Leben in Luxus. Prächtige Villen, Sportwagen, Yachten und die teuersten kulinarischen Genüsse stehen dem wohlgenährten Diktator jederzeit zur Verfügung, während zwei Drittel seiner Bevölkerung chronisch unterernährt sind. Nordkoreanische Kinder sind heute nach Jahren der Mangelernährung im Durchschnitt um bis zu 20 Zentimeter kleiner als Gleichaltrige in Südkorea.

Geld aber braucht Kim Jong Un auch für seine Systemerhalter: Mit teuren Bestechungsgeschenken von der Rolex, Laptops und der exklusiven Sound-Anlage aus Schweden bis hin zu Spezialbrillen aus Deutschland werden hohe Militärs und Parteigranden bei der Stange gehalten. Auch die neuesten Smartphones und Zahngold sollen als Mitbringsel aus dem feindlichen Ausland sehr beliebt sein.

Von Seoul bis Washington hegt man deshalb eine geheime Hoffnung: Kommt dieses riesige System der Korruption wegen Geldmangels ins Stocken, könnte dem Regime in Nordkorea als Ganzes die Luft ausgehen.

Gebunkert

Noch aber hat die nordkoreanische Führungsriege zwischen vier und fünf Milliarden Dollar weltweit auf geheimen Konten gebunkert, berichten US-Geheimdienstkreise der südkoreanischen Zeitung Chosun Ilbo. Konten unauffälliger nordkoreanischer Geschäftsleute, die stets ergeben im Sinne ihres Herrschers agierten, habe es auch zahlreich in Europa, davon vor allem in Österreich, Liechtenstein, Luxemburg, der Schweiz gegeben.

Weltweit wurden in den vergangenen fünf Jahren über 200 dieser Konten aufgespürt und gesperrt. Worauf Nordkorea seine Taktik wechselte: Neue Konten werden nur noch mit geringen Summen eröffnet. Vor allem aber verlegten die Gesandten Pjöngjangs ihre Bankgeschäfte von Europa nach China. 90 Prozent aller nordkoreanischen Geldtransfers laufen mittlerweile über das Reich der Mitte.

Peking, das die jüngsten UNO-Sanktionen gegen Nordkorea mittrug, macht allerdings keine Anstalten, dem kleinen Nachbarn den Geldhahn zuzudrehen – zu sehr fürchtet man Turbulenzen oder gar einen gewaltsamen Umsturz im benachbarten Nordkorea.

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