Italien: 30 Euro pro Tag für Migrantenaufnahme

Statt Unterkünfte für Flüchtlinge zu finanzieren, will das Innenministerium in Rom Familien finanzielle Unterstützung gewähren, die Migranten versorgen. (Bild: Flüchtling auf Lampedusa)
Innenministerium sieht Alternative zu Unterkünften für Flüchtlinge. Vorschlag sorgt für Polemik in Italien.

Italienische Familien, die Migranten in ihre Wohnungen aufnehmen, sollen 30 Euro pro Tag von den öffentlichen Kassen erhalten. Statt Unterkünfte für Flüchtlinge zu finanzieren, will das Innenministerium in Rom Familien finanzielle Unterstützung gewähren, die Migranten versorgen. Der Vorschlag sorgt für Polemik in Italien.

Bisher wurden vor allem minderjährige Migranten bei italienischen Familien untergebracht. Jetzt soll diese Lösung auch für erwachsene Flüchtlinge eingeführt werden. Damit soll sich das Innenministerium die Finanzierung von Auffanglagern ersparen und Migranten bessere Unterkünfte garantieren.

Die Kosten für die Versorgung der Migranten, die in den letzten Monaten massenhaft in Italien eintrafen, sind enorm. Allein für die 2.700 Minderjährigen, die 2013 ohne Eltern nach Italien kamen und in Rom untergebracht wurden, musste die Gemeinde Rom elf Millionen Euro ausgeben, berichtete die römische Tageszeitung "Il Tempo".

Heftige Diskussionen

Der Vorschlag des italienischen Innenministeriums sorgt für heftige Diskussionen. "30 Euro pro Tag sind 900 Euro im Monat. Das ist das Doppelte der Mindestrente eines Pensionisten", kritisierte die Rechtspolitikerin Giorgia Meloni.

Italien rechnet, dass heuer 150.000 Flüchtlinge über das Mittelmeer die süditalienische Küste erreichen werden. Seit dem 1. Jänner 2014 seien bereits über 130.000 Flüchtlinge eingetroffen, berichtete der römische Bürgermeister Ignazio Marino nach Gesprächen mit Politikern des Innenministeriums am Mittwoch. Die Flüchtlingswelle, mit der Italien zurzeit konfrontiert ist, sei wesentlich größer als jene zur Zeit des Arabischen Frühlings 2011. Im Jahr 2011 waren 60.000 Migranten in Italien eingetroffen, berichtete Marino.

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