Widerstand der Grillini gegen Grillo

Protest. Polit-Rebell Grillo poltert ungebremst – während seine Partei Pragmatismus signalisiert

Arschgesichter, ihr seid bereits Vergangenheit, und (…) bald wird sich an die Demokratische Partei niemand mehr erinnern“, polterte Beppe Grillo gegen Pier Luigi Bersani, den Chef des Mitte-Links-Bündnisses. Der Gründer der 5-Sterne-Protestbewegung (Movimento 5 Stelle-M5S), die bei den Parlamentswahlen einen Überraschungserfolg landete, spart nicht mit Kraftausdrücken. Ein „Kuhhandel“ sei derzeit im Gang. Von der Demokratischen Partei (PD) kämen laufend Angebote für Posten als Abgeordnetenkammer-Präsident, Kommissare bis hin zu Ministern. „Man wird im Parlament jedem Gesetz zustimmen, das dem M5S-Programm entspricht, aber es wird keine Allianzen geben“, lehnt Grillo jegliche Koalition sowohl mit Bersanis als auch mit Berlusconis Bündnis ab.

Das Verhalten des 64-jährigen Komikers seit der Wahl zeigt, dass ein konstruktiver Dialog mit ihm schwierig wird. Bersani dementierte „Grillos falsche Behauptungen“ vehement: „Es gibt keine Angebote und auch keine heimlichen Verhandlungen, wir spielen mit offenen Karten.“ An der Basis der Fünf-Sterne-Bewegung regte sich bereits Widerstand gegen „das unmäßig harte Verhalten“ ihres Chefs. Jacopo Fo, Sohn von Nobelpreisträger und Grillo-Unterstützer Dario Fo, organisierte eine Unterschriftenliste. Diese appellierte an Grillo, in zehn Punkten mit der PD zusammenzuarbeiten, und wurde von Tausenden „Grillini“ unterzeichnet.

Es ist fraglich, ob sich der Starkomiker an die von ihm propagierten Spielregeln der direkten Demokratie hält. Der wahre Kopf und Ideengeber hinter der Protestbewegung ist der Informatiker Gianroberto Casaleggio. Der Web-Unternehmer tritt nicht öffentlich auf und gilt als „sturer Diktator“, der die Strategie vorgebe.

Wie die nächste Regierung Italiens aussehen könnte, ist derzeit noch völlig offen. PD-Chef Bersani kündigte einen Regierungsplan an, den er Staatspräsident Napolitano vorlegen möchte. Eine Koalition mit Berlusconis Mitte-Rechts-Bündnis schloss Bersani allerdings aus.

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