Migration: Italien registriert wachsende Zahl aus Tunesien

Schiff der ital. Küstenwache im Einsatz im Mittelmeer
In den vergangenen zwei Monaten wurden 4.000 Ankünfte aus Tunesien in Italien gezählt.

Nachdem der Flüchtlingsstrom aus Libyen seit Juli deutlich nachgelassen hat, ist in Italien die Zahl der Ankünfte von Tunesiern in Sizilien sprunghaft angestiegen. In den vergangenen Wochen habe die Abfahrt von Migranten von den tunesischen Küstenstädten Sfax und Biserta stark zugenommen, berichtete die römische Tageszeitung "La Repubblica" am Freitag unter Berufung auf Behörden.

In den vergangenen zwei Monaten trafen demnach 4.000 Tunesier in Italien ein, 500 allein in den vergangenen zehn Tagen. Tunesier haben in Italien keine Chancen auf Asyl. Die meisten tauchen aber nach ihrer Ankunft mithilfe von Bekannten und Angehörigen unter und bleiben als illegale Einwanderer in Italien, warnte die italienische Polizei. Italien hat zwar mit Tunesien ein Rückführungsabkommen abgeschlossen, dies sieht aber eine Höchstgrenze der Abschiebung von 30 Personen pro Woche vor. Zuletzt lagen die Ankunftszahlen aber deutlich höher.

Die Behörden befürchten daher Zustände wie während des sogenannten Arabischen Frühlings 2011, als tausende Tunesier Sizilien erreichten. Laut dem Medienbericht befürchtet die italienische Polizei insbesondere, dass sich Islamisten unter die tunesischen Migranten könnten. Unter den zuletzt auf Sizilien angekommenen Tunesiern seien mehrere polizeibekannte Personen, die infolge eines von Tunesien beschlossenen Strafnachlasses aus der Haft entlassen worden seien.

Appell an Innenminister

Der Bürgermeister der sizilianischen Hafenstadt Pozzallo, Roberto Ammatuna, wandte sich daher in einem Schreiben an den italienischen Innenminister Marco Minniti. In den vergangenen Tagen seien 150 Tunesier in Pozzallo eingetroffen, zehn versuchten sofort unterzutauchen, wurden jedoch von der Polizei zur Identifizierung in den Hotspot von Pozzallo gebracht.

Der Staatsanwalt der sizilianischen Stadt Agrigent, Luigi Patronaggio, rief die Sicherheitskräfte dazu auf, die tunesischen Migranten genau unter die Lupe zu nehmen. Die Gefahr, dass Personen mit Verbindungen zum internationalen Terrorismus auf Sizilien eingetroffen seien, sei konkret.

Besonders auf der Mittelmeerinsel Lampedusa kommen seit Wochen immer mehr Tunesier an. Der Bürgermeister von Lampedusa, Salvatore Martello, hatte vor drei Wochen die Schließung des Hotspots auf der süditalienischen Insel gefordert. Diebstähle seien an der Tagesordnung, so der Bürgermeister. Die Tunesier würden außerdem immer wieder Touristen belästigen.

Kommentare