Irans Oppositionsführer tritt aus Protest in Hungerstreik

Karroubi im Jahr 2009.
Nach mehr als sechsjährigem Hausarrest fordert Mehdi Karroubi, dass die Justiz ihm endlich einen fairen Prozess ermöglicht.

Der iranische Oppositionsführer Mehdi Karroubi ist aus Protest gegen seinen mehr als sechsjährigen Hausarrest in den Hungerstreik getreten. Das teilte sein Sohn Mohammad am Mittwochabend per Twitter mit. Der fast 80-jährige Karroubi fordere, dass die Sicherheitsagenten sein Haus verlassen und die Justiz ihm endlich einen fairen Prozess ermöglicht.

Aus Solidarität mit Karrubi kündigten mehrere Iraner auf Twitter an, dass auch sie in den Hungerstreik treten würden.

Führender Regimekritiker

Zusammen mit dem ebenfalls unter Hausarrest stehenden Mir Hussein Moussawi gehört der Kleriker zu den führenden Regimekritikern im Iran. Als Anführer der "Grünen Bewegung" hatten die beiden dem damaligen Präsidenten Mahmoud Ahmadinejad bei der Präsidentschaftswahl 2009 Wahlfälschung vorgeworfen, auch dessen Wiederwahl erkannten sie nicht an. Wegen Anstiftung zu Straßenprotesten wurden er und Moussawi 2011 verhaftet. Seither stehen sie unter Hausarrest.

Karroubi war zwischen 1989 und 2004 zweimal Parlamentspräsident und gründete 2005 die reformorientierte Etemad (Vertrauen). Die Partei wurde aber nach seinem Hausarrest verboten. Besonders kritisch äußerte sich Karroubi vor seinem Hausarrest auch gegen die damalige kompromisslose Atompolitik des Landes sowie Ahmadinejads Leugnung des Holocausts.

Präsident Hassan Rouhani hat seit seiner Präsidentschaft 2013 versucht, die Freilassung Karroubis und Moussawis zu ermöglichen. Aber in seiner ersten vierjährigen Amtszeit zumindest konnte er sich nicht gegen die Hardliner in der Justiz durchsetzen.

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