Irak: IS-Hochburg Tal Afar zurückerobert

Schiitische Milizionäre schwenken die irakische Flagge in Tal Afar
Die Stadt soll sich nun vollends unter der Kontrolle der irakischen Armee befinden.

Die irakische Armee hat mit Unterstützung von schiitischen Milizen und der US-geführten Militärkoalition am Sonntag die IS-Hochburg Tal Afar von der Jihadistenmiliz "Islamischer Staat" zurückerobert. Bereits am Samstag hatten die Streitkräfte die Einnahme des Zentrums der Stadt verkündet und auf der osmanischen Zitadelle die irakische Fahne gehisst.

Die libanesische Armee verkündete unterdessen eine einseitige Feuerpause im Kampf gegen den IS.

Das Gemeinsame Einsatzkommando (JOC) zum Kampf gegen den IS im Irak teilte am Sonntag mit, irakische Einheiten hätten auch die beiden letzten noch unter IS-Kontrolle verblieben Viertel von Tal Afar eingenommen. Es gebe aber noch Widerstandsnester der IS-Miliz, vor allem im Norden der Stadt. Tal Afar liegt etwa 70 Kilometer westlich der zweitgrößten irakischen Stadt Mosul (Mossul) und galt als eine der letzten urbanen Bastionen des IS im Irak. Mossul hatten die Dschihadisten Anfang Juli verloren.

Die irakische Armee hatte ihre Offensive auf Tal Afar am 20. August begonnen und war nach und nach auf die Stadt vorgerückt. Dort verschanzten sich zuletzt noch rund tausend Kämpfer der Jihadistenmiliz. Tal Afar zählte vor der Einnahme durch den IS im Jahr 2014 rund 200.000 Einwohner, überwiegend schiitische Turkmenen.

Nächstes Ziel der Anti-IS-Koalition ist die Rückeroberung der 15 Kilometer nördlich von Tal Afar gelegenen Ortschaft al-Ayadieh. Diese liegt auf dem für die Jihadisten einzig möglichen Fluchtweg zwischen Tal Afar und der syrischen Grenze.

In Syrien ist der IS in den Provinzen Deir ez-Zor (al-Zor, Deir Essor, Dair as-Saur) und Raqqa (Raka) präsent. Das durch US-Luftangriffe unterstützte kurdisch-arabische Militärbündnis der Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) ist derzeit dabei, den IS aus der Provinzhauptstadt Raqqa zu vertreiben.

Libanon beschließt Waffenruhe mit IS

Die libanesische Armee erklärte am Sonntag, in der Grenzregion zu Syrien würden die Waffen vorerst ruhen. Die Armee will mit dem "Islamischen Staat" über die Freilassung libanesischer Soldaten verhandeln, die seit drei Jahren als Geiseln gehalten werden.

Demnach sind noch neun Soldaten in den Händen der IS-Miliz. Die Jihadisten hatten im August 2014 den Grenzort Aarsal überfallen und insgesamt 30 libanesische Soldaten und Polizisten verschleppt.

Die libanesische Armee will den IS aus dem Osten des Landes vertreiben. Sie hatte deshalb am 19. August eine Großoffensive gegen die Dschihadisten in dem gebirgigen Grenzgebiet zu Syrien gestartet.

Auch die Hisbollah-Miliz kündigte eine Kampfpause gegen den Islamischen Staat an. Es gehe um eine "umfassende Einigung auf ein Ende der Kämpfe" in der Region West-Kalamun auf der syrischen Seite der Grenze, hieß es. Die schiitische Hisbollah kämpft auf Seiten des syrischen Staatschefs Bashar al-Assad gegen den sunnitischen IS.

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