Irak rückt auf kurdisch kontrolliertes Gebiet vor
Irakische Truppen sind nach Angaben des Staatsfernsehens in von den kurdischen Peschmerga-Einheiten kontrollierte Gebiete der irakischen Provinz Kirkuk eingedrungen. Dies habe Ministerpräsident Haidar al-Abadi angeordnet. Demnach wurden große Teile Kirkuks am Montagmorgen ohne Gefechte mit den Peschmerga-Truppen erobert. Dies wurde von kurdischer Seite bestritten.
Kämpfe seien zwischenzeitlich im Süden Kirkuks ausgebrochen, berichtete die kurdische Nachrichtenseite Rudaw unter Berufung auf einen Kommandant der Peschmerga. Es habe Feuerwechsel auch mit schweren Waffen gegeben. Kurden-Präsident Massoud Barzani gab seinen Einheiten Rudaw zufolge "grünes Licht", um angreifende irakische Truppen mit "aller Kraft" zu attackieren. Er habe die Kämpfer allerdings angewiesen, nicht mit Kampfhandlungen zu beginnen.
Aufruf, sich zu bewaffnen
Der Gouverneur Kirkuks, Najmiddin Karim, rief die Bürger der Region unterdessen dazu auf, sich zu bewaffnen und die Provinz zu verteidigen. Das Ziel der Offensive sind Rudaw zufolge eine Militärbasis, der Flughafen im Westen der Stadt sowie die Ölfelder, die von den Kurden kontrolliert werden. Die Seite berief sich auf den Sicherheitsrat der Autonomieregion Kurdistan.
Medienberichten zufolge handelt es sich bei den irakischen Einheiten neben der Armee unter anderem um die mächtigen schiitische Milizen, die unter dem Einfluss des Iran stehen. Es gab zunächst allerdings unterschiedliche Angaben darüber, inwieweit diese in die Operation eingebunden sind. Sowohl die kurdischen Peschmerga als auch die irakische Armee werden von den USA unterstützt und kämpften Seite an Seite gegen die Terrormiliz IS.
Bagdad pocht auf Einheit
Bei dem umstrittenen Referendum am 25. September hatten sich die Kurden im Nordirak mit überwältigender Mehrheit für die Abspaltung vom Irak ausgesprochen. Die Zentralregierung in Bagdad lehnte die Volksabstimmung jedoch als verfassungswidrig ab und pocht auf die Einheit des Landes. Auch die Nachbarn Türkei und Iran erklärten das Referendum für nichtig. Wie die Zentralregierung haben sie den Luftraum der kurdischen Autonomiegebiete im Nordirak geschlossen.
Das Generalkommando der kurdischen Peschmerga-Kämpfer hatte irakische Regierungskräften noch am Freitag vorgeworfen, einen "Krieg gegen Kurdistan" vorzubereiten. Iraks Militärführung hatte erklärt, die Einheiten würden Gebiete säubern, die aus den Händen der Terrormiliz IS befreit worden sei.
Ministerpräsident al-Abadi hatte über Twitter bekräftigt, die Regierungskräfte könnten und würden keine irakischen Bürger angreifen, seien es Araber oder Kurden. Er wolle keinen arabisch-kurdischen Konflikt. Nach dem Unabhängigkeitsreferendum war von verschiedenen Seiten die Befürchtung laut geworden, der Konflikt könnte sich zu einem Bürgerkrieg ausweiten.
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