Indien verabschiedet enormes Essensprogramm
Auch Kritik an dem Plan.Es ist ein Mega-Vorhaben, das die indische Regierung plant und das soeben das Unterhaus gebilligt hat. Demnach sollen mehr als 800 Millionen bedürftige Landsleute mit billigen Nahrungsmitteln versorgt werden – das sind zwei Drittel aller Inder und ein Neuntel der Weltbevölkerung.
Das Gesetz sieht vor, dass jeder der Betroffenen ein Kilogramm Reis für umgerechnet vier Eurocent, Weizen für 2,5 Cent und andere Getreidesorten für 1,3 Cent erhalten soll – insgesamt fünf Kilogramm pro Monat und Kopf. 61,2 Millionen Tonnen Getreide sind dafür notwendig – das ist mehr als das Zehnfache der österreichischen Jahresproduktion. Für die indische Staatskassa wird sich das Programm mit 15 Milliarden Euro jährlich zu Buche schlagen. Das ist um 50 Prozent mehr als Neu Delhi derzeit für die nationale Nahrungsmittelhilfe aufbringt.
„Wir haben das Gesetz kreiert, damit niemand mehr hungert und kein Kind ohne Essen schläft“, sagte Sonia Gandhi, Vorsitzende der regierenden Kongresspartei. Tatsächlich ist laut Angaben des UN-Kinderhilfswerkes UNICEF die Hälfte der indischen Kinder unterernährt und deswegen zu klein für ihr jeweiliges Alter – das sind mehr als in jedem anderen Land der Welt.
„Wahlkampftrick“
Einige Oppositionelle kritisieren den Regierungsplan als „Wahlkampftrick“: „Hier geht es nicht um Nahrungsmittelsicherheit, sondern Stimmenmaximierung“, meinte etwa der Abgeordnete Murli Manohar. Hintergrund: Auf dem Subkontinent stehen kommendes Jahr Parlamentswahlen an, die Armen stellen ein gewaltiges Wählerpotenzial dar. Trotz des Wirtschaftsbooms der vergangenen Jahre leben noch 22 Prozent aller Inder (Gesamtbevölkerung: 1,2 Milliarden) unter der absoluten Armutsgrenze.
Auch andernorts sieht man die Pläne mit Skepsis: Angesichts der teils inferioren Infrastruktur und fehlender Speichermöglichkeiten seien die Maßnahmen gar nicht umsetzbar. Zudem sei schon das bisherige Unterstützungssystem von Ineffizienz und Korruption geprägt, das Getreide gelange oftmals nicht dorthin, wo es hin sollte. Laut Schätzungen gehen zwischen dem Feld und dem Teller 40 Prozent der Nahrungsmittel „verloren“.
Wirtschaftsexperten wiederum warnen davor, dass durch den gigantischen Einkauf von Getreide der Marktpreis in die Höhe getrieben werde.
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