Immer mehr Streiks und höhere Preise: Urlaubssaison beginnt mit viel Ärger

Auch Touristen spüren die höheren Mehrwertsteuern und die Proteste gegen die Regierung.

Am Strand wird man in diesem Sommer die griechische Finanzkrise zu spüren bekommen. Touristen müssen mit höheren Preisen für Produkte und Dienstleistungen rechnen, und auch mit Streiks. Der Grund: Die linksgeführte Regierung in Athen hat eine Reihe von Steuern erhöht, um dafür 7,5 Mrd. Euro vom dritten Finanzhilfepaket für die staatliche Kassa bekommen. Darunter ist ein erneuter Anstieg der Mehrwertsteuer um einen Prozentpunkt auf 24 %. Auch neue Privatisierungen staatlicher Unternehmen sind geplant. Viele e Griechen gehen dagegen erneut auf die Barrikaden.

Ab Montag streiken die Zivilluftfahrt-Mitarbeiter fünf Tage lang gegen der Verpachtung 14 griechischer Flughäfen. Es steht noch nicht fest, wie viele ausfallen. Passagiere sollten aber auf jeden Fall mit Störungen rechnen.

Dieser Tage wird auch bei der staatlichen Eisenbahn und der Athener Metro immer wieder gestreikt. Touristen und Griechen müssen sich alternative Transportwege suchen. Die Tage und Uhrzeiten, an denen gestreikt wird, ändern sich laufend.

Etwa drei Wochen schon dauert mittlerweile der Streik der Hafenmitarbeiter. Auch sie wehren sich gegen die geplante Privatisierung der Häfen in Piräus und Thessaloniki. Davon waren am Samstag in Piräus sieben Schiffe mit Touristen betroffen. 15.000 Passagiere sahen sich gezwungen, ihre Koffer über weite Strecken zu Fuß zu schleppen. Zwei Schiffe mussten ihre Route zu einem kleineren Hafen etwa 80 km von Athen entfernt ändern. "Diese Strapazen für die Touristen werden Konsequenzen für die Branche mit sich bringen", warnte Michalis Nomikos, Leiter einer der größten Reiseagenturen Griechenlands, im Interview für ein griechisches Radio.

Bier kostet 20 % mehr

Trotz geringerem Komfort muss man künftig mehr für den Urlaub in Griechenland zahlen. "Der Einkaufskorb für Touristen ist nun um zehn Prozent teurer", sagte der Chef des privaten griechischen Tourismusverbands SETE, Andreas Andreadis, zum KURIER. Und Bier ist um ganze 20 Prozent teurer, haben griechische Medien ausgerechnet.

"Alle Sektoren des griechischen Tourismus sind sowohl vom Anstieg der Mehrwertsteuer als auch von der Erhöhungen der Preise einer Reihe von Produkten und Dienstleistungen betroffen", erklärte Andreadis. Seit Beginn der Krise habe das dritte Abkommen mit den Gläubigern die Wettbewerbsfähigkeit des Landes halbiert, klagt er.

Lange genossen die griechische Tourismusindustrie und ihre Kunden erhebliche Steuervergünstigungen auf vielen Inseln. Auf Druck der Gläubiger verloren im vergangenen Oktober als Erstes Mykonos und Santorini ihre finanziellen Vorteile. Heuer hat Athen elf weitere ägäische Urlauberinseln, darunter Syros, Thasos und Milos, auf diese Liste gesetzt. Dort wird es auch genauso teuer wie auf dem Festland.

Die jüngste Steuererhöhung betrifft die Preise von alltäglichen Produkten wie Kaffee, Fruchtsäften und abgepackte Lebensmitteln, aber auch Strom, Wasser, Autobahn- und Fernsehgebühren und Fahrscheine.

Schattenwirtschaft

"In diesem Stadium der wirtschaftlichen Depression die Mehrwert- und andere Steuern zu erhöhen, ohne die Steuererhebung effizienter zu machen, wird zu einer Stärkung der Schattenwirtschaft führen", sagt Nikos Georgikopoulos aus dem griechischen Zentrum für Planung und Wirtschaftsforschung KEPE, dem KURIER.

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