Hitzkopf Biden trifft auf Einpeitscher Ryan

Hitzkopf Biden trifft auf Einpeitscher Ryan
Heute Nacht debattieren die Vize-Präsidentschaftskandidaten live im Fernsehen. Es dürfte ein harter Schlagabtausch werden.

Nach der Debatten-Schlappe von Präsident Barack Obama steht jetzt ein weiteres Rededuell im US-Wahlkampf an: An diesem Donnerstag (03.00 Freitag MESZ) treffen Vize-Präsident Joe Biden und der republikanische Vize-Kandidat Paul Ryan zusammen. Die Redeschlacht steht ganz im Zeichen steigender Umfragewerte für den Obama-Herausforderer Mitt Romney. US-Kommentatoren erwarten daher einen harten Schlagabtausch.

Die beiden Vize-Kandidaten bereiten sich bereits seit Wochen auf das Ereignis vor. Bei der eineinhalbstündigen Debatte in Danville (Kentucky) geht es um Innen-und Außenpolitik. Im Zentrum dürften erneut die hohe Arbeitslosigkeit, die schlechte Konjunktur und die hohen amerikanischen Schulden stehen.

"Wie eine Kanonenkugel"

Beobachter in Washington meinten, Biden werde versuchen, den Debatten-unerfahrenen Ryan unter Druck zu setzen und die Republikaner als Partei der Reichen und der Großindustrie zu porträtieren. "Ich gehe davon aus, dass der Vizepräsident wie eine Kanonenkugel auf mich losgeht", meint Ryan. Auch Romney sagt: "Ryan hat soviel ich weiß noch niemals an einer Debatte teilgenommen ... vielleicht auf der High School."

Gerade die allseitig ausgerufene Niederlage Obamas macht nach Ansicht von Kommentatoren das Match der beiden Zweiten zu einem sehenswerten Ereignis. "Biden hat die Chance, etwas von dem Schaden aus der ersten Debatte wieder gut zu machen", sagte der Analyst David Steinberg von der University of Miami.

Experten weisen zudem auf seinen Humor hin, der ihn von den anderen drei Spitzenkandidaten wohltuend abhebe. "Romney und Obama sind beide humorfrei, und Paul Ryan hat sich nicht als Stimmungskanone entpuppt", sagt Alan Schroeder von der Northeastern University. "Damit hat Biden die Chance, etwas Dramatik und Show-Business-Energie in die Debatte zu bringen."

Hitzkopf gegen Einpeitscher

Die beiden Redner könnten unterschiedlicher nicht sein: Biden ist 69 Jahre alt, gehört seit 36 Jahren dem Senat an und gibt sich gerne als Anwalt der kleinen Leute. Ryan ist lediglich 42 Jahre alt, ist aber bereits seit 14 Jahre Kongressabgeordneter und gilt als Liebling der erzkonservativen Tea-Party-Bewegung. Er hat sich bisher vor allem durch knallharte Sparpläne profiliert, die heftige soziale Einschnitte vorsehen.

Biden hat allerdings den Ruf eines rhetorischen Hitzkopfes, der immer wieder über das Ziel hinausschießt und Obama mit Patzern in Bedrängnis bringt. Ryan wiederum gilt als begabter Redner und "Einpeitscher".

Nach seinem missglückten Auftritt gegen Romney vor einer Woche lässt Obamas Popularität nach. Einige Umfragen kommen zu dem Schluss, dass Romney landesweit knapp an ihm vorbeigezogen sei. Allerdings sind die Ergebnisse nach Ansicht von Experten mit Vorsicht zu genießen, sie lägen im Bereich des statistischen Irrtums.

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