Hinrichtung von Kims Onkel offiziell bestätigt

Nach offiziellen Angaben ist er wegen Umsturzversuchen und anderer Vergehen hingerichtet worden.

Politische Säuberungen. Folter, riesige Straflager, die Gefangene nie mehr lebend verlassen, Todesurteile – in Nordkorea, der schlimmsten Diktatur der Welt, gibt es alle Arten von Grausamkeiten. Die Hinrichtung der zweitmächtigsten Person des Landes aber überraschte. Vier Tage nach dem Prozess gegen den Onkel von Jung-Diktator Kim Jong-Un wurde der 67-jähriger Jang Song-Taek, einst Kims Mentor, hingerichtet.

Das Ungewöhnliche daran: Das Regime, das seine Gegner sonst sang- und klanglos verschwinden lässt, bestätigte offiziell die Exekution des „Verräters für alle Zeiten“. Begangen haben soll der bis vor Kurzem noch unantastbare Jang eine ganze Liste von „unaussprechlichen Verbrechen“ von Korruption, Drogenkonsum, Vielweiberei und Verrat bis hin zu einem Umsturzversuch. Aus allen Dokumenten und Artikeln wurde sein Name getilgt.

Klare Botschaft

Was hat das zu bedeuten, rätseln seither die Nordkorea-Auguren: Ein Machtkampf, bei dem der Neffe den störenden Onkel beseitigte? Ein Richtungsstreit? Vor allem habe der junge Diktator wohl eine unmissverständliche Botschaft ausgesandt, glaubt Nordkorea-Experte Victor Cha: „Er wollte zeigen, dass es niemand mit ihm aufnehmen kann, dass niemand sicher ist. Und es wird wirken: Niemand wird wagen, irgendetwas zu sagen.“

Vor zwei Jahren hatte der völlig unerfahrene und linkisch wirkende Kim Jong-Un nach dem plötzlichen Tod seines Vaters die Diktatur „geerbt“. Dem „Babyface“ stand sein mächtiger Onkel Jang zur Seite. Er sicherte dem Neffen den Erhalt der Macht, hielt Armee und Partei bei der Stange, pflegte die wichtigen Beziehungen zu China – und arbeitete wohl auch großzügig in die eigene Tasche. Auf ausländischen Konten sollen viele Millionen Dollar liegen.

Alte Garde

Irgendwann dürfte der Onkel dem zu neuem Machtbewusstsein gekommenen Neffen im Weg gestanden sein, lauten die Gerüchte. In Verteidigungsgremien und Parteikreisen begann der Diktator heuer, die alte Garde abzulösen und durch eine jüngere Generation zu ersetzen.

Jetzt müssen auch die Mitarbeiter des hingerichteten Jang um ihr Leben bangen. Schon fünf seiner engsten Vertrauten sollen ebenfalls in den vergangenen Tagen exekutiert worden sein, darunter der langjährige nordkoreanische Botschafter in der Schweiz. Noch mindestens 20.000 bis 30.000 der früher Jang unterstellten Nordkoreaner könnten ebenfalls Opfer von Säuberungen werden, wird befürchtet.

Der hingerichteten grauen Eminenz des kommunistischen Regimes wird in Nordkorea niemand eine Träne nachweinen. Alle Mitglieder der „Kim-Dynastie“ seien in der Bevölkerung zutiefst verhasst, schildern Nordkorea-Flüchtlinge unisono. Daran wird sich auch nichts ändern, wenn sich der junge Diktator seit zwei Tagen nun offiziell mit „Geliebter Führer“ anreden lässt.

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