Held von Leipzig bangt um Familie in Syrien

Al-Bakr "war absolut unauffällig", sagt ein Zeuge
Der Syrer, der die Polizei verständigte und den gesuchten Bombenbauer auslieferte, ist untergetaucht.

Ali soll er heißen, der Syrer, der seinen Landsmann Jaber al-Bakr in Leipzig der Polizei gut verschnürt übergeben hat. Ali, der Held von Leipzig, wie er jetzt genannt wird, ist untergetaucht. "Er hat Angst und traut sich nicht mehr in seine Wohnung", erzählt sein Nachbar Ammer, ebenfalls ein Syrer, im Leipziger Plattenbau einer dpa-Reporterin. Ali habe keine Angst, dass ihm Dschihadisten die Tür eintreten, aber er fürchtet um das Leben seiner Eltern und Geschwister in Syrien. Sie leben laut Ammer in einem Gebiet, das vom "Islamischen Staat" (IS) kontrolliert wird.

Nach den Erzählungen Ammers war Ali mit einem Gast ins Haus gekommen, der frisch in Deutschland angekommen sei. Jaber al-Bakr "wirkte absolut unauffällig, hatte nur einen Rucksack dabei". Keiner im Haus hatte eine Ahnung, dass nach dem 22-jährigen Bombenbauer europaweit auf Hochtouren gefahndet wurde.

Lammfleisch für Gast gekocht

Ali kochte Lammfleisch, ein Festessen zur Begrüßung seines Gastes in Deutschland, dem er auch ein Bett für die Nacht angeboten hatte. Auch Nachbar Ammer war eingeladen, blieb aber wegen einer Verkühlung zu Hause. Was dann einen Stock über ihm passierte, kann er daher nicht berichten. Aber in der Nacht schreckte er durch den Lärm im Stiegenhaus aus dem Schlaf: "Das waren sicher hundert Polizisten, schwer bewaffnet und vermummt." Er erschrickt, wie er durchs Fenster sieht, wie der "Gast" gefesselt in ein Polizeiauto geschoben wird, und auch sein Nachbar Ali und noch ein Freund mitfahren.

Mittlerweile weiß man, dass Ali und seine Freunde, die bei ihm waren, auf Facebook von der Fahndung nach ihrem Gast erfuhren. Sie handelten beherzt, überwältigten ihn und fesselten ihn mit einem Verlängerungskabel. Dann rief Ali die Polizei, die ihn aber nicht verstand. Also machte er ein Foto und marschierte damit zur Polizei. So gelang die Festnahme des Mannes, der nach Informationen des Verfassungsschutzes sowohl Züge in Deutschland als auch einen Berliner Flughafen angreifen hatte wollen.

Al-Bakr war monatelang in der Türkei

In einer von ihm genutzten Wohnung in Chemnitz fanden die Ermittler eineinhalb Kilogramm hochexplosiven Sprengstoffs und anderes Material, das für eine Sprengstoffweste geeignet ist. Die Ermittler gehen davon aus, dass al-Bakr im Auftrag des IS Anschläge vorbereitet hat. Laut Welt hielt er sich heuer monatelang in der Türkei auf – ob er auch in Syrien war, ist offen.

Ali und seine Freunde sollen Staatsschutz bekommen, drängen Flüchtlingshelfer.

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