Hackerangriff auf Südkoreas AKW

Hackerangriff auf Südkoreas AKW
Nordkorea steht nach der Cyberattacke auf Sony erneut unter Verdacht.

Die Auseinandersetzungen rund um ominöse Hackerangriffe auf die Feinde Nordkoreas gehen weiter. Nach dem Wirbel um die Cyberattacke auf die Sony-Studios, die zu einem weiteren diplomatischen Eklat zwischen Pjöngjang und Washington (mehr dazu siehe hier) führte, gibt es einen Fall in Südkorea. Ein Hacker hat auf Twitter Informationen über zwei südkoreanische Atomreaktoren veröffentlicht. Darunter seien Grundrisse und Handbücher sowie Angaben zum Zustand der Kühlungs-und Klimaanlagen, berichtet die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap am Sonntag. Der Betreiber der Anlagen, Korea Hydro and Nuclear Power (KHNP), teilte demnach mit, die Veröffentlichungen beträfen keine Schlüsseltechnologien und gefährdeten nicht die Sicherheit.

Der Hacker gab sich als Leiter einer Anti-Atom-Gruppe aus. Er drohte mit weiteren Veröffentlichungen, sollten die Behörden die Atomanlagen nicht bis Weihnachten schließen. Es war bereits sein viertes Posting seit dem 15. Dezember. Vor einer Woche hatte er persönliche Daten von rund 10.000 KHNP-Mitarbeitern offengelegt.

Beobachter orten hinter der Attacke allerdings einmal mehr Nordkorea, auch wenn das derzeit niemand auszusprechen vermag. Seoul ist daher in höchster Alarmbereitschaft: Der AKW-Betreiber hat nun zweitägige Übungen zur Abwehr von Cyber-Attacken begonnen. Nach der Meinung der KHNP sind für die Angriffe "Kräfte, die soziale Unruhen entfachen wollen", verantwortlich.

Hinter dem unauffälligen Namen "Büro 121" verbirgt sich wohl eines der am besten gehüteten Geheimnisse Nordkoreas. Überläufer aus dem kommunistischen Staat berichten, es handle sich um eine Schmiede für hochintelligente Hacker, die zum Cyber-Angriff gegen den südlichen Nachbarn, aber auch die USA und andere nicht befreundete Länder blasen. Ein Schlaglicht auf nordkoreanische Hacker-Aktivitäten wirft die Attacke auf das Sony-Filmstudio in Hollywood. US-Präsident Barack Obama macht die Führung in Pjöngjang für den Angriff verantwortlich, was Nordkorea als Verleumdung zurückweist.

"Sie sind handverlesen", sagt der Informatik-Professor Kim Heung Kwang, der sich vor zehn Jahren aus dem Norden nach Südkorea absetzte, mit Blick auf die nordkoreanische Hacker-Elite. "Für sie ist es eine große Ehre." Einer von ihnen war Jang Se-yul, der seine Heimat im Norden vor sechs Jahren verließ. Die Hacker, die im Auftrag des Militärgeheimdienstes tätig sind, seien hochbegabt und würden zum Teil schon im Alter von 17 Jahren rekrutiert, erzählt Jang. Im "Büro 121" seien insgesamt rund 1.800 Cyber-Krieger versammelt - sie stellten die Elite des Militärs dar und gehörten zu den besten Verdienern in dem verarmten Staat. "Sie sind reiche Leute." Manche seien in der Universität für Automation in der Hauptstadt Pjöngjang ausgebildet worden - auf einem Campus, der von der Außenwelt mit Stacheldraht streng abgeschottet ist.

Auslandseinsätze

Die Hacker-Armee ist Jang zufolge auch im Ausland im Einsatz. Getarnt als Mitarbeiter etwa von nordkoreanischen Handelsfirmen starteten sie von dort ihren virtuellen Kampf, der in Nordkorea unter dem Namen "Geheimer Krieg" bekannt sei. Nordkorea habe nichts mit dem Hacker-Angriff auf Sony zu tun, beteuert die Regierung in Pjöngjang. Die US-Filmtochter des japanischen Konzerns hatte ursprünglich geplant, zu Weihnachten eine Komödie über fiktive CIA-Pläne zur Ermordung des nordkoreanischen Staatschefs Kim Jong-un in die Kinos zu bringen. Nach Anschlagsdrohungen gegen Kinos zog es die Pläne jedoch zurück. Nordkorea hatte den Film als Kriegsakt bezeichnet. Das Computersystem des Filmstudios war Ende November Experten zufolge mit einem besonders aggressiven Virus infiziert worden. Vertrauliche Firmenunterlagen wurden gestohlen. Der US-Bundespolizei FBI zufolge wurden bei dem Datenklau Programme eingesetzt, wie sie bereits zuvor von nordkoreanischen Hackern bei Angriffen in Südkorea verwendet wurden.

Im vergangenen Jahr wurden mehr als 30.000 Computer in südkoreanischen Banken durch Schadsoftware lahmgelegt. Monate später geriet die Webseite der Regierung ins Visier von Hackern: Auf der Homepage des Präsidialamts war zu lesen: "Lang lebe General Kim Jong-un - Präsident der Wiedervereinigung."

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