DDR

Günter Schabowski ist tot

Günter Schabowski bei der berühmten Pressekonferenz 1989
Der Ex-SED-Funktionär hatte 1989 den Massenansturm in den Westen ausgelöst.

Der Ex-SED-Funktionär Günter Schabowski ist tot. Er starb am frühen Sonntagmorgen in Berlin, wie seine Witwe Irina Schabowski der Deutschen Presse-Agentur mitteilte. Der 86-Jährige war seit langem schwer krank und wurde betreut. Er trat schon länger nicht mehr öffentlich auf.
Am 9. November 1989 wurde das damalige Politbüromitglied weltberühmt: Schabowski kündigte auf einer Pressekonferenz eher beiläufig an, die DDR werde mit sofortiger Wirkung die Grenzen öffnen.

Günter Schabowski ist tot
epa01913002 (FILE) A file picture dated 09 November 1989 shows useless barriers at the opened border between East and West Berlin. Citizens of both parts of the city mingled at the border in the night to 10 November 1989. 'Tear down this wall!'. On 12 June 1987, US President Ronald Reagan pronounced these words to Soviet leader Mikhail Gorbachev during a speech at the Brandenburg Gate commemorating the 750th anniversary of Berlin. The Berlin Wall came down two years later on 09 November 1989 and two parts of Germany was reunified after 28 years of separation. The building of the Wall began on 13 August 1961. German Democratic Republic (GDR) armed forces started to seal off the eastern part of the city with road barriers made from barbed wire, to build an 'anti-Fascist protective barrier.' On 09 November 1989, after the spokeperson of German Democratic Republic government Guenter Schabowski announced during a press conference the immediate opening of the inner German border, tens of thousands of GDR citizens flocked to the border crossing points. The Iron Curtain fell. On 09 November 2009 will be the celebration of this historic autumn night, the celebration of the 20th anniversary of the fall of the Berlin Wall. EPA/STR B/W ONLY
Auf Nachfrage stammelte er vor laufenden Kameras: „Das tritt nach meiner Kenntnis... ist das sofort... unverzüglich“. Die Nachricht machte rasend schnell die Runde, noch in der Nacht strömten die Massen in den Westen. Nach 28 Jahren fiel die Mauer, das Ende der DDR war eingeläutet. Schabowski war sich nach Angaben seiner Ehefrau sehr bewusst über die möglichen Folgen seiner Pressekonferenz. Der damalige Staatschef Egon Krenz habe ihm "einfach diesen Zettel in die Hand gedrückt, so wie eine Frau ihrem Mann einen Einkaufszettel", sagte Irina Schabowski im vergangenen Jahr der "Bild"-Zeitung. Nach dem Ende der DDR brach Schabowski mit seiner Vergangenheit und bekannte sich zu moralischer Schuld.

Erst vor wenigen Monaten waren Schabowskis Notizen von der berühmten Pressekonferenz wieder aufgetaucht. Die Stiftung Haus der Geschichte in Bonn hat im vergangenen April das Blatt für 25.000 Euro erworben, was bei Irina Shabowski Empörung auslöste. "Das ist der kaltblütige Verkauf einer gestohlenen Sache“, sagte sie damals. Die Familie habe Anfang der 1990er Jahre ein paar Dokumente, darunter den Zettel, auf Drängen an Bekannte gegeben, die sich das näher ansehen wollten. Die Papiere seien trotz wiederholter Bitten nicht zurückgegeben worden. „Wir haben nichts verschenkt“, so Irina Schabowski.

Günter Schabowski ist tot
ABD0021_20150416 - Der Schabowski-Zettel, fotografiert am 15.04.2015 in Bonn (Nordrhein-Westfalen) im Haus der Geschichte. Das damalige Mitglied des Politbüros des Zentralkomitees der SED Günter Schabowski las auf einer Pressekonferenz am 09. November 1989 von dem Zettel eine neue Regelung für Reisen ins westliche Ausland für DDR-Bürger ab. Daraufhin brach einen Massenansturm von DDR-Bürgern auf die Grenze nach West-Berlin aus. Der Zettel galt lange Zeit als verschollen und ist ab dem 16.04.2015 im Original im Haus der Geschichte in Bonn zu sehen. Foto: Oliver Berg/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++

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